knecht_huprecht hat geschrieben:
Die Initiative ist aus mehreren Gründen absoluter Nonsens:
1.) Es schauen sich mehr Personen Lokal-TV an, als gedacht. Besonders, seit Online Streaming von Nachrichtensendungen verfügbar ist. Die Lokalsender könnten niemals mit der vorhandenen Qualität weiterbetrieben werden. Und niemand wird bereit sein, für Lokalnachrichten ein Pay-TV Angebot zu bezahlen. Folglich verschwinden TVO, Tele Top etc. Einzig Tele Züri wird sich halten können, da die Metropolregion Zürich die grösste ist und daher die einzige, welche für den Werbemarkt wirklich interessant ist.
2.) Es wird immer von Zwangsgebühren gesprochen. In der Schweiz sind auch Krankenkassenkosten, Steuern (Schulgemeinde), Feuerwehrsteuern etc. sogenannte "Zwangsgebühren". Auch wenn ich weder die KK in Anspruch nehme, noch Kinder zur Schule schicke, bezahle ich diese Abgaben, da sie der Allgemeinheit dienen. Und auch das Schweizer Fernsehen dient der Allgemeinheit. Und: 1.- pro Tag für das Staatsfernsehen sind meiner Meinung absolut in Ordnung. Wer im Jahr nicht fähig ist 360.- für ein breites TV Angebot auszugeben, gehört sicher zu den Leuten, die sich jedes Jahr das neuste Iphone kaufen und danach motzen, alles andere sei viel zu teuer. Auch isch schaue nicht viel TV, dennoch freue ich mich immer wieder über die gute Qualität der DOK-Sendungen oder höre auch gerne das Echo der Zeit.
3.) Auch schon daran gedacht, dass mehrere 10'000 Personen in der Schweiz Hörbehindert sind und daher auf Untertitelung angewiesen sind? SRF untertitelt im Vergleich zu den anderen Staatsfernsehen sehr viele Sendungen. Bei den Privaten sind gerade nur die Filme untertitelt, welche eingekauft sind. Ansonsten wird NICHTS untertitelt, da es zu teuer ist. Mit der Initiative benachteiligt man die Hörbehinderten, was ein klarer Verstoss gegen die verfassungsrechtliche Gleichbehandlung von Behinderten und gesunden Menschen ist.
4.) Die verlogenen bürgerlichen Politiker, die diese Initiative unterstützen, sind die selben, welche die Einheitskrankenkasse mit Händen und Füssen ablehnen, obwohl hier wirklich Sparbedarf bestehen würde. Sie argumentieren mit Kosten, die keiner bezahlen will. Mit der No-Billag Initiative spart man im Jahr 360.-, wenn man dann kein Streaming Angebot oder ähnliches abonniert. Mit einer Einheits-KK könnten wir sicher 800 - 1'000 pro Person sparen. Nur verdienen im aktuellen Modell zu viele mit, als das eine Änderung gewünscht werden würde. Zur Erinnerung: Die KK kostet im Jahr zwischen 2'000 und 4'500.- pro Person. Ein Haushalt mit vier Personen bezahlt also im Jahr mindestens 8'000.- KK Gebühren. Dem stehen läppische 360.- Billag Gebühren gegenüber. Die Kosten sind also 22x höher für eine Zwangsabgabe - und ich habe noch das billigste Modell genommen. Hier bestünde wirklich Handlungsbedarf.
Fakt ist: Wenn diese Initiative angenommen wird, ist das der Anfang vom Ende des Solidaritätsgedanken der Schweiz.
1) Für Lokalsender und Privatsender ist es aus meiner Sicht schwieriger gegen einen so viel stärker durch Zwangsgebühren finanzierten Mitbewerber bestehen zu können, als im freien Wettbewerb. Sie können nur in jenen Bereichen mithalten, in denen die SRG nicht richtig oder nur wenig "mitmischt". Die Initiative würde die Gleichberechtigung in der Medienlandschaft fördern, da sich dann alle selber finanzieren müssen.
Die SRG wird im Initiativtext nicht erwähnt, daher können sie auch nach einer allfälligen Annahme weiterhin jene Sendungen produzieren, die durch eine entsprechende Nachfrage gestützt werden.
2) Die Zwangsgebühr welche zum grössten Teil in die SRG fliesst mit den Krankenkassenprämien und Steuern zu vergleichen, funktioniert aus meiner Sicht nicht. Krankenkassen und Steuern (Schulgemeinden) dienen dem Wohle der Allgemeinheit, SRF aus meiner Sicht nicht, da es sich lediglich um eine Medienanstalt handelt. Daher geht es mir auch nicht um die 400 Franken, sondern darum, dass die Bürgerinnen und Bürger selbst entscheiden sollen, welche Medien sie mit ihrem Geld erwerben möchten. Ob dies Lokalsender, Boulevardzeitungen, WOZ, NZZ, Weltwoche oder alternative Medien im Internet sind, soll doch jeder selber entscheiden. Die Medienlandschaft in der Schweiz ist ja pluralistisch genug und das ist auch gut so. Jedem steht dann frei ob er mit den 400 Franken einen "Medienmogul" unterstützen möchte oder nicht. Zwangsfinanzierte Staatsmedien bieten diese Wahl nicht.
P.S. Sehr viele Journalisten der SRG sind von den privaten Medienanstalten gekommen.
3) Bin ich deiner Meinung.
4) Finde ebenfalls, dass durch eine Einheitskasse massiv Geld eingespart werden könnte. Leider wurde dies abgelehnt, so funktioniert nun mal die direkte Demokratie.
Ich bin daher eher für ein Ja. Glaube allerdings nicht, dass die Initiative durchkommen wird. Die meisten Leute sind mit den SRG-Programmen aufgewachsen. Ausserdem hat die SRG die Gegenkampagne bereits gestartet - mit Gebührengeldern versteht sich.