mpn, a propos:
was meinst du eigentlich zu gasprom, schalsky 06 und schröderinsky?
http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2007/n ... 14354.html
Gasprom und die Cosa Nostra: «Kriminelle Strukturen»
Jürgen Roth, Experte für organisierte Kriminalität, über das Gasprom-Engagement bei Schalke 04.
WOZ: Jürgen Roth, kann man Schalke zu diesem Deal gratulieren?
Jürgen Roth: Nein. Man kann Schalke nur verdammen und hoffen, dass sie in die zweite Bundesliga absteigen. Denn Gasprom steht auch für Erpressung von Regierungen, für die Unterdrückung der Presse- und Meinungsfreiheit in Russland, für die Unterstützung zentralasiatischer Despoten. Niemand fragt, woher das Geld kommt. Aufgrund der fehlenden Transparenz ist es Kriminellen möglich geworden, im Erdgasgeschäft mitzumischen.
Haben Sie Beispiele?
Die Staatsanwaltschaft in Palermo spricht von engen Verbindungen von Gasprom zum Ciancinimo-Clan der Cosa Nostra. In einem Bericht des Bundesnachrichtendienstes vom Frühling 2006 heisst es, dass die Mafia grössere Gasprom-Aktienpakete gekauft haben sollen. Mir liegen Geldwäscheverdachtsanzeigen des deutschen Zolls vor. Kuriere deponierten im Namen von Gasprom zig Millionen US-Dollar in der Schweiz. Ein Sprecher der Schweizer Bundesanwaltschaft sagte mir gegen-über, dass ein früherer Vorstandschef von Gasprom mindestens zwei Milliarden US-Dollar in die Schweiz geschafft haben soll. Nach russischen Verhältnissen etwas ganz Normales. Doch Gasprom ist zu mächtig, als dass gegen den Konzern vorgegangen würde. Man müsste sich ja mit dem Kreml anlegen.
Das sind schwere Vorwürfe.
Aber es sind keine Geheimnisse. Sie brauchen bloss die russische Presse zu lesen. Es ist zum Beispiel ein offenes Geheimnis, dass der Milliardär Alisher Usmanov, einer der reichsten Russen und Chef einer Gasprom-Tochter, in den neunziger Jahren im grossen Stil Geld gewaschen hat. Er selbst bestreitet das. Ein anderer Oligarche, Rinat Achmetov, ist ebenfalls eng mit Gasprom verbunden. Er ist Präsident des Fussballklubs Schachtjor Donezk und war nachweisbar bis 1995 eine führende Figur in der organisierten Kriminalität in der Ukraine. Noch im Sommer 2005 sagte der Chef der Abteilung für organisierte Kriminalität in der Ukraine, Achmetov sei der Boss der Unterwelt im Land.
Achmetovs Vertrauter und Vorgänger im Präsidentenamt des Klubs, Achat Bragin, fiel übrigens einem Bombenattentat zum Opfer. Und dass Gasprom Regierungen erpresst, sieht man im Konflikt mit den Regierungen in der Ukraine, Georgien und Weissrussland. In der Ukraine hätte es ausserdem im Sommer ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen eine Gasprom-Tochter geben sollen. Es ging um eine Milliarde Euro, die dem ukrainischen Staat hinterzogen worden sein soll. Via Putin wurde klargemacht: Entweder das Verfahren wird eingestellt oder der Erdgaspreis wird auf Weltmarktniveau erhöht. Auch wir werden erpressbar, sollte Gasprom im Westen weiter an Einfluss gewinnen. Der prognostizierte Erdgasverbrauch steigt in Europa in den nächsten 25 Jahren um fünfzig Prozent.
Schalke und Schröder - wissen die denn nicht, was sie tun?
Schröder weiss sicher, was er tut. Ich gehe davon aus, dass er während seiner Zeit als Bundeskanzler darüber informiert worden ist, was Gasprom ist. Doch Schröder hat eine obszöne Politik gegenüber Putin betrieben, und die wurde mit dem Gasprom-Aufsichtsratsposten gekrönt. Und vielleicht auch mit Aktienpaketen. Er hat sich zumindest moralisch verkauft an einen diktatorisch agierenden Machtapparat.
Und Schalke?
Entweder man ist dumm oder naiv. Oder man braucht dringend Geld und lässt alle Hemmungen fallen, was die Herkunft des Geldes angeht.