eigener kommentar:
melancholisch, aber trotzdem poetisch und mit lebensbejahendem humor - ein film, der berührt.
die "seele" von tschechien ist deutlich spürbar, auch in der filmmusik. ohne happyend - ganz im gegenteil, aber trotzdem lässt der schluss sehr viel hoffnung übrig.
http://www.cineman.ch/movie/2005/Someth ... eview.html
Glück und Liebe auf Probe
Der begabte tschechische Regisseur Bohdan Sláma erfreut mit einer «Melanchomödie» über eine kleine Gemeinschaft befreundeter oder verwandter Originale, die trotz schwieriger Lebensbedingungen in einer kleinen Industriestadt versuchen, ihre Würde und ihre Ideale zu bewahren.
Monika verabschiedet ihren Freund, der in den USA sein Glück versuchen will und sie so schnell wie möglich nachkommen lassen möchte. Ihr gemeinsamer bester Freund Toník ist ebenfalls zum Flughafen mitgekommen, möchte aber in der kleinen tschechischen Industriestadt bleiben, in der alle drei aufgewachsen sind. Er wohnt mit seiner Tante im baufälligen Haus der Familie, das er in kleinen Schritten renoviert, denn er hat kein Geld und eine Stelle in der nahe gelegenen Fabrik, in der auch sein Vater arbeitet, will er nicht annehmen. Toníks Eltern wohnen im selben Block wie Monika mit ihren Eltern und Monikas beste Freundin Dáscha. Dáscha hat 2 kleine Kinder aber keinen Vater für sie, stattdessen eine leidenschaftliche Beziehung zu einem verheirateten Badezimmerverkäufer, von dem sie verlangt, dass er sich scheiden lässt, der sie aber hinhält.
Damit sind die Extrempositionen in dieser Zeit des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruchs abgesteckt, und die beiden Frauen Monika und Dáscha finden sich in einer Warteschleife unbekannter Dauer wieder, reagieren aber vollkommen verschieden darauf. Während Monika die Hoffnung nicht aufgibt, ihrem Freund ins gelobte Land folgen zu können, den schüchternen Avancen Toníks widersteht und weiterhin in einem Supermarkt jobbt, verliert Dáscha langsam den Verstand, was ihren Kindern gar nicht gut tut. Monika und, in ihrem Schlepptau, Toník beschliessen, sich um die beiden Knöpfe zu kümmern, wodurch eine Familie auf Probe entsteht, die sich im erwähnten Familienhaus niederlässt. Diese Konstellation ist offensichtlich fragil, bietet ihnen aber die Chance herauszufinden, was sie wirklich wollen.
Auch wenn nichts Spektakuläres geschieht, so ist doch jede Szene atmosphärisch dicht und voller lebensechter Details. Die SchauspielerInnen zählen zur tschechischen Spitzenklasse, gehen in ihren Rollen auf und wachsen einem ans Herz. Dosierte Situationskomik und manch unterhaltsamer Konflikt lockern die postsozialistische Katerstimmung auf. In diesem sympathischen Film werden keine einfachen Lösungen geboten, aber Mut gemacht, Solidarität und Menschlichkeit zu leben, die in prekärer wirtschaftlicher Lage auch im Westen an Bedeutung gewinnen. Am internationalen Filmfestival in San Sebastian gab's dafür die Goldene Muschel. [Text: Christof Ulrich]