Die kranke Seite des Islam

Alles ausser Fussball
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Onkel_Charlie
Säufer des Jahres
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Beitrag von Onkel_Charlie » 06.02.2006 22:26

Original geschrieben von Ference
Hab ich auch gesehen, als ob die Schweiz was dafür kann. :rolleyes: :mad:



Blick hat die Karikaturen abgebildet, oder teile davon
Schwarz(fern)seher

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Huwiler
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Beitrag von Huwiler » 06.02.2006 22:31

Original geschrieben von Sankt Galler
*Hass*

:mad:


sehr fundiertes posting, trägt sicher zur entspannung der lage bei.

einzeller... :mad:

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Huwiler
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Beitrag von Huwiler » 06.02.2006 22:33

Original geschrieben von GruenerSchatten
Exports, total in Millionen DKK für Oktober 05:

Lebanon 35.5
Syria 13.7
Iraq 62.7
Iran 66.3
West Bank/Gaza Strip 0.0
East Timor 0.0
Jordan 18.9
Saudi Arabia 140.8
Kuwait 37.4
Bahrain 7.8
Qatar 23.0
United Arab Emirates 99.3
Oman 19.3
North Yemen 0.0
Yemen 14.4
South Yemen 0.0
Pakistan 46.2
Bangladesh 19.6

von Total 45'738.4

würde schon einschenken wenn alle länder einen total boykott hinkriegen. nur, halten sich auch wirklich alle firmen daran? kauft und verkauft man halt einfach via tochtergesellschaften im ausland usw. grössere projekte werden dann halt erst 1-2 monate später offiziell abgewickelt,... düfte also nicht annähernd auf 0 gehen.


rechne mal nach, von "einschenken" kann da nicht die rede sein, zumal kaum die gesamtsumme dieser exporte boykottiert werden dürften.

vor allem die saudis und die uae dürften die sache differenzierter sehen als die restlichen länder.

el_cid

Beitrag von el_cid » 06.02.2006 22:34

„Wenn Journalisten verwirrt sind, ist das nachvollziehbar”...


hehe...schon fast lustig wie sich jetzt die amis als grosse moralisten aufspielen...gefangene foltern, "koran schänden", irakkrieg etc....:rolleyes:
Bei Protesten in Somalia wurde ein weiterer Demonstrant getötet. Sieben weitere Menschen wurden nach Polizeiangaben erletzt, als die Polizei in der Hafenstadt Bossaso das Feuer auf die Demonstranten eröffnete. Die Sicherheitskräfte gingen offenbar mit grosser Härte gegen die Menge vor.


seit wann kann ein nicht existiererender staat polizei haben?:confused:

Zitat von gordon
mich stört es, wenn schweizerfahnen angezündet und vertrampelt werden..


das ist wahrscheinlich die gleiche funktionsweise wie bei den demonstranten, nur dort ists 100x stärker...

Aber jetzt frage ich mich gerade, machen die demonstranten wirklich dass, was der grosse teil der bevölkerung dazu denkt? der fact dass es 4monate gedauert hat, bis die karikaturen "wirkung" gezeigt haben, und berichte wonach es von extremen parteien wie z.b. der moslembrudenschaft in ägypten "aufgekocht" wurde lässt mich immer mehr daran zweifeln...?

aber auch ich finde diese gewalttaten völlig daneben..wie tief muss man fallen um auf zeichnungen so reagieren zu müssen? zumal in zeitungen dieses erdteils auch recht schlimme zeichnungen abgedruckt wurden...(zu sehen im tagblatt)

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GruenerSchatten
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Beitrag von GruenerSchatten » 06.02.2006 23:04

Original geschrieben von Huwiler
rechne mal nach, von "einschenken" kann da nicht die rede sein, zumal kaum die gesamtsumme dieser exporte boykottiert werden dürften.

vor allem die saudis und die uae dürften die sache differenzierter sehen als die restlichen länder.


hast du mehr als nur meine ersten 3 worte gelesen?

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Huwiler
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Beitrag von Huwiler » 06.02.2006 23:10

Original geschrieben von GruenerSchatten
hast du mehr als nur meine ersten 3 worte gelesen?


hehe, ja, aber mein kurzzeitgedächtnis hat nicht mehr speicherkapazität...

asche über mein haupt...

KING ARTHUR

Beitrag von KING ARTHUR » 07.02.2006 12:22

Original geschrieben von gordon
noch ne ölkrise dazu kommt... auch wir sind von diesen ländern abhängig....


natürlich hast du recht, wir sind gegenwärtig sehr wohl abhängig vom arabischen öl.

ABER:

die bevölkerungsexplosion in den arab. ländern war/ist nur möglich dank/wegen den importen aus den westlichen ländern.

die arab. länder sind nicht fähig ihr volk zu ernähren...es fehlt an getreide und wasser.

darum:

die arabischen länder sind sehr wohl auch abhängig von uns.

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Graf Choinjcki
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Beitrag von Graf Choinjcki » 07.02.2006 16:43

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 71,00.html

habe gedacht, der holocaust wäre nur erfunden :rolleyes:
Obiger Beitrag ist KEIN Aufruf zu Gewalt!
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SG_Rulez
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Beitrag von SG_Rulez » 07.02.2006 16:44

Original geschrieben von KING ARTHUR
natürlich hast du recht, wir sind gegenwärtig sehr wohl abhängig vom arabischen öl.

ABER:

die bevölkerungsexplosion in den arab. ländern war/ist nur möglich dank/wegen den importen aus den westlichen ländern.

die arab. länder sind nicht fähig ihr volk zu ernähren...es fehlt an getreide und wasser.

darum:

die arabischen länder sind sehr wohl auch abhängig von uns.


da verwechselst du doch etwas, die ernähren uns doch oder was sollen die x-tausenden dönerladen bei uns;)
:: SANKT GALLEN ::

Nonplus Ultra

Beitrag von Nonplus Ultra » 07.02.2006 16:51

Original geschrieben von SG_Rulez
da verwechselst du doch etwas, die ernähren uns doch oder was sollen die x-tausenden dönerladen bei uns;)


Erklär du einem Türken oder Kurden mal, dass er Araber sei. :D

Nonplus Ultra

Beitrag von Nonplus Ultra » 07.02.2006 16:55

Original geschrieben von GruenerSchatten
Exports, total in Millionen DKK für Oktober 05:

Lebanon 35.5
Syria 13.7
Iraq 62.7
Iran 66.3
West Bank/Gaza Strip 0.0
East Timor 0.0
Jordan 18.9
Saudi Arabia 140.8
Kuwait 37.4
Bahrain 7.8
Qatar 23.0
United Arab Emirates 99.3
Oman 19.3
North Yemen 0.0
Yemen 14.4
South Yemen 0.0
Pakistan 46.2
Bangladesh 19.6

von Total 45'738.4

würde schon einschenken wenn alle länder einen total boykott hinkriegen. nur, halten sich auch wirklich alle firmen daran? kauft und verkauft man halt einfach via tochtergesellschaften im ausland usw. grössere projekte werden dann halt erst 1-2 monate später offiziell abgewickelt,... düfte also nicht annähernd auf 0 gehen.


Ein Lagebericht von der (Wirtschafts-)Front. ;)

Wir sind Schweizer, keine Dänen

Die Wut der islamischen Welt über Mohammed-Karikaturen in dänischen Zeitungen trifft nicht nur die Skandinavier: Weil die Menschen in Saudi-Arabien auch Produkte von Nestlé boykottierten, wies der Schweizer Lebensmittelgigant nun per Anzeige auf seine Herkunft hin.

Hamburg - E-Mails, SMS-Nachrichten und Flugblätter machten in Saudi-Arabien vor zwei Wochen die Runde, in denen es hieß: "Klim" und "Nido", beides Milchpulver von Nestlé, seien dänische Produkte - und daher zu boykottieren. Und tatsächlich: Viele Araber, über die dänischen Karikaturen verärgert, ließen das weiße Pulver in den Supermarktregalen stehen. Die zwölf Zeichnungen waren im September in der Zeitung "Jyllands Posten" erschienen.

Nestlé reagierte prompt auf den arabischen Boykott: Der Konzern schaltete eine Anzeige in einer saudi-arabischen Tageszeitung, um darauf hinzuweisen, dass seine Produkte nicht in Dänemark hergestellt werden und dass es sich bei Nestlé um ein Schweizer Unternehmen handele. "Es sind gezielte Fehlinformationen verbreitet worden", verteidigte ein Nestlé-Pressesprecher gegenüber SPIEGEL ONLINE das Vorgehen. "Wir glauben, dass wir es dem Konsumenten schuldig sind, die Wahrheit zu sagen. Das haben wir getan." Inzwischen hätten sich auch die Verkäufe von Nestlé-Produkten normalisiert.

Wie Nestlé reagiert auch Arla Foods mit Anzeigen auf den Boykott und warb verstärkt für seine Produkte. Das dänisch-schwedische Unternehmen, einer der größten Molkereiprodukte-Hersteller Europas, verliert nach eigenen Schätzungen zehn Millionen Kronen, umgerechnet 1,3 Millionen Euro, pro Tag dadurch, dass die Käufer in der islamischen Welt Arla-Produkte nicht mehr anrühren. Das Unternehmen beschäftigt im Mittleren Osten, seinem wichtigsten Markt außerhalb Europas, rund 1000 Mitarbeiter. Sprecherin Astrid Gade Nielsen sagte, in der arabischen Region würden Arla-Produkte nahezu komplett boykottiert.

Molkerei-Konzern Arla am stärksten betroffen

Die Proteste treffen Arla am heftigsten, aber auch andere dänische Unternehmen müssen Einbußen hinnehmen. "Dänische Produkte in 20 muslimischen Ländern sind betroffen", erklärte Stehen Bocian, Chef-Analyst der Danske Bank. Die dänischen Ausfuhren in diese Staaten machten jährlich etwa 1,3 Milliarden Euro aus. Wie stark der Boykott die dänische Wirtschaft treffe, sei allerdings noch nicht abzusehen, erklärte Marianne Castenskiold, eine Sprecherin des dänischen Industrieverbandes.

Kaum betroffen ist dagegen der weltbekannte dänische Spielzeugbausteine-Hersteller Lego: Charlotte Simonsen, Sprecherin des Unternehmens, sagte, die Proteste würden sich auf den Verkauf kaum auswirken. "Für uns", erklärte Simonsen, "ist diese Region nur ein sehr kleiner Markt. Uns wurde gesagt, dass ein paar Geschäfte im Mittleren Osten unsere Produkte aus den Regalen genommen haben."

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,399505,00.html

KarlEngel

Beitrag von KarlEngel » 07.02.2006 18:29

gemäss einem artikel im guardian hat die jyllands-posten vor drei jahren jesus-cartoons aus rücksicht auf seine leser nicht abgedruckt...ein gefundenes fressen in diesen tagen...

http://www.guardian.co.uk/cartoonprotes ... 52,00.html
Danish paper rejected Jesus cartoons

Gwladys Fouché
Monday February 6, 2006

Jyllands-Posten, the Danish newspaper that first published the cartoons of the prophet Muhammad that have caused a storm of protest throughout the Islamic world, refused to run drawings lampooning Jesus Christ, it has emerged today.

The Danish daily turned down the cartoons of Christ three years ago, on the grounds that they could be offensive to readers and were not funny.

In April 2003, Danish illustrator Christoffer Zieler submitted a series of unsolicited cartoons dealing with the resurrection of Christ to Jyllands-Posten.

Article continues
Zieler received an email back from the paper's Sunday editor, Jens Kaiser, which said: "I don't think Jyllands-Posten's readers will enjoy the drawings. As a matter of fact, I think that they will provoke an outcry. Therefore, I will not use them."

The illustrator said: "I see the cartoons as an innocent joke, of the type that my Christian grandfather would enjoy."

"I showed them to a few pastors and they thought they were funny."

But the Jyllands-Posten editor in question, Mr Kaiser, said that the case was "ridiculous to bring forward now. It has nothing to do with the Muhammad cartoons.

"In the Muhammad drawings case, we asked the illustrators to do it. I did not ask for these cartoons. That's the difference," he said.

"The illustrator thought his cartoons were funny. I did not think so. It would offend some readers, not much but some."

The decision smacks of "double-standards", said Ahmed Akkari, spokesman for the Danish-based European Committee for Prophet Honouring, the umbrella group that represents 27 Muslim organisations that are campaigning for a full apology from Jyllands-Posten.

"How can Jyllands-Posten distinguish the two cases? Surely they must understand," Mr Akkari added.

....

naja....vielleicht musste dies einfach einmal passieren..und dies meine ich nicht mit genugtuung,im gegenteil...unglaublich einfach auch wie die isl. staatschefs/regierungen sich verhalten..sind wohl froh selbst nicht in der schusslinie zu stehen...momentan...

el_cid

Beitrag von el_cid » 07.02.2006 21:01

jetzt müssten diese nachahmerzeitungen die jesuskarikaturen auch abdrucken...um ein exempel für die pressefreiheit zu statuiren...:rolleyes:

mon dieux...zu "hintereingang des menschen" der welt kann man sich nicht besser als so machen...:ugly:

Nonplus Ultra

Beitrag von Nonplus Ultra » 08.02.2006 02:54

Wird Zeit, dass sie die Bombe endlich haben. :D

Ajatollah Ali Chamenei, der geistliche Führer Irans, rechtfertigte die Proteste, die sich aber nach seinen Worten nicht gegen Christen richten. "Diese Wut (unter den Muslimen) ist gerechtfertigt und sogar heilig. Sie wendet sich jedoch nicht gegen die Christen weltweit, sondern gegen einige diabolische Kräfte, die an dieser teuflischen Affäre beteiligt sind." Chamenei beschuldigte stattdessen Israel. Die Affäre um die Karikaturen sei eine "Verschwörung der Zionisten, um Spannungen zwischen Muslimen und Christen zu erzeugen".

Den Rest erspar ich euch. ;)

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 90,00.html

Nonplus Ultra

Beitrag von Nonplus Ultra » 08.02.2006 03:01

Original geschrieben von KarlEngel
gemäss einem artikel im guardian hat die jyllands-posten vor drei jahren jesus-cartoons aus rücksicht auf seine leser nicht abgedruckt...ein gefundenes fressen in diesen tagen...

http://www.guardian.co.uk/cartoonprotes ... 52,00.html
Danish paper rejected Jesus cartoons

Gwladys Fouché
Monday February 6, 2006

Jyllands-Posten, the Danish newspaper that first published the cartoons of the prophet Muhammad that have caused a storm of protest throughout the Islamic world, refused to run drawings lampooning Jesus Christ, it has emerged today.

The Danish daily turned down the cartoons of Christ three years ago, on the grounds that they could be offensive to readers and were not funny.

In April 2003, Danish illustrator Christoffer Zieler submitted a series of unsolicited cartoons dealing with the resurrection of Christ to Jyllands-Posten.

Article continues
Zieler received an email back from the paper's Sunday editor, Jens Kaiser, which said: "I don't think Jyllands-Posten's readers will enjoy the drawings. As a matter of fact, I think that they will provoke an outcry. Therefore, I will not use them."

The illustrator said: "I see the cartoons as an innocent joke, of the type that my Christian grandfather would enjoy."

"I showed them to a few pastors and they thought they were funny."

But the Jyllands-Posten editor in question, Mr Kaiser, said that the case was "ridiculous to bring forward now. It has nothing to do with the Muhammad cartoons.

"In the Muhammad drawings case, we asked the illustrators to do it. I did not ask for these cartoons. That's the difference," he said.

"The illustrator thought his cartoons were funny. I did not think so. It would offend some readers, not much but some."

The decision smacks of "double-standards", said Ahmed Akkari, spokesman for the Danish-based European Committee for Prophet Honouring, the umbrella group that represents 27 Muslim organisations that are campaigning for a full apology from Jyllands-Posten.

"How can Jyllands-Posten distinguish the two cases? Surely they must understand," Mr Akkari added.

....

naja....vielleicht musste dies einfach einmal passieren..und dies meine ich nicht mit genugtuung,im gegenteil...unglaublich einfach auch wie die isl. staatschefs/regierungen sich verhalten..sind wohl froh selbst nicht in der schusslinie zu stehen...momentan...


Aus wirtschaftlichen Gründen nachvollziehbar, da die Zeitung die Keule in Form von vielen Abokündigungen unmittelbar selber zu spüren bekommen hätte. Hätte in den Leserbriefspalten dann wohl ähnlich ausgesehen wie vor wenigen Jahren in der Weltwoche: "Ich bin nun seit 45 Jahren Abonnent, möchte aber kein SVP-Blatt abonniert haben blablabla."

Diese Cartoons würde mich aber schon noch interessieren. Vielleicht wären sie teilweise ebenfalls so zum Schmunzeln wie die Muselmanen-Karikaturen. ;)

Nonplus Ultra

Beitrag von Nonplus Ultra » 08.02.2006 12:32

Das Leben des Brian mit dänischen Untertiteln

Von Hubert Kleinert

Das treuherzige Bekenntnis westlicher Politiker, man wolle keinen Kampf der Kulturen, hilft leider nicht weiter. Was tun, wenn die islamistische Seite genau das will? Und was wird passieren, wenn der Westen und die islamische Welt um mehr streiten müssen als ein paar lächerliche Karikaturen aus Dänemark?

Nehmen wir einmal an, bei Erscheinen des Films "Das Leben des Brian" hierzulande hätte die katholische Bischofskonferenz Anfang der neunziger Jahre zu Massendemonstrationen aufgerufen, weil die gotteslästerliche Verunglimpfung von Jesus Christus auf Kinoleinwänden nicht länger mehr hingenommen werden könne. Nehmen wir weiter an, einige besonders heißblütige Gottesdiener hätten den Sonntagsgottesdienst genutzt, um zum Sturm auf die Kinos als Tempel des Unglaubens aufzurufen. Und unterstellen wir ferner auch noch, Tausende hätten diesen Aufruf befolgt, wären tatsächlich vor die Kinos gezogen, es wäre dabei zu Übergriffen gekommen, zu Tätlichkeiten und Zerstörung.

Was immer sich daraus hätte entwickeln können, eines wäre gewiss gewesen: Ein ziemlich einhelliger Proteststurm der Öffentlichkeit. Niemand hätte es gewagt, auch nur das mindeste Verständnis für derlei Aktionen zu bekunden. Vordemokratisches, ja totalitäres Denken wäre der katholischen Kirche attestiert worden, ein fundamentales Missverständnis der Rolle von Kirche und Religion in der freiheitlichen Gesellschaft. Und vermutlich wären die Vorkommnisse genutzt worden, um alsbald die Sonderrechte der christlichen Kirchen hierzulande zu attackieren. Ganz vorne in der politischen Verurteilung wäre die politische Linke gewesen, am lautesten wahrscheinlich die Grünen.

Selbst die christlichen Parteien hätten sich dem nolens volens angeschlossen. Vielleicht hätte der eine oder andere verschämt einen Hinweis darauf versucht, dass ihm der Film auch nicht besonders gefallen habe. Aber selbst das hätte er wahrscheinlich nur einmal gewagt; erbarmungslos nämlich wäre das Fallbeil der Political Correctness niedergesaust und hätte ihm klargemacht, dass jede Äußerung von Verständnis in diesem Fall unschicklich sei, wenn nicht gar eine indirekte Billigung darstelle.

Wenn man diesen zugegeben arg konstruierten Fall mit den weltweiten Vorgängen dieser Tage und den westlichen Reaktionen darauf vergleicht, erschließt sich rasch, in welche Schieflage wir im Grunde längst schon geraten sind. Natürlich ist es richtig, in einer aufgeheizten Lage, in der aufgehetzte und fanatisierte Massen in der islamischen Welt zum Sturm auf westliche Einrichtungen antreten, Wege der Mäßigung und Deeskalation zu suchen. Das Leben von Menschen steht auf dem Spiel, von amerikanischen und britischen Soldaten wie von deutschen Geiseln.

Also mag es richtig, mindestens vertretbar sein, wenn regierungsamtlich selbst im Angesicht verwüsteter dänischer Auslandsvertretungen noch auf das für Demokraten selbstverständliche Recht zum gewaltfreien öffentlichen Protest hingewiesen wird. Aber ist es tatsächlich angemessen, wenn sich in den westlichen Reaktionen dabei die Töne des Verständnisses allzu sehr mischen mit solchen der Verteidigung der Pressefreiheit und der Abwehr von Gewalt?

Die Dänen haben den Islam nicht angegriffen

Man kann die Veröffentlichung der Karikaturen geschmacklos oder unsensibel finden, gewiss. Und wer sie nicht ertragen kann, mag die Gerichte bemühen oder sich meinethalben für eine Verschärfung von Gesetzen verwenden. Aber es kann im Ernst in unserer demokratischen Kultur keine Frage sein, dass nicht Dänen den Islam angegriffen haben, nicht einmal eine dänische Zeitung, sondern umgekehrt Muslime tragende Grundlagen der europäischen Zivilisation attackieren. Das ist der Kern des Problems und wer das verständnisvoll durcheinander bringt oder gleichsetzt, liegt schief. Und deshalb gibt es bei allem notwendigen Bemühen um Besonnenheit und Abbau von Spannungen auch Formen des Verständnisses für muslimische Empörung, die falsch und unangebracht sind und letztlich auch niemandem weiterhelfen.

Niemandem weiterhelfen werden leider auch all die treuherzigen Bekenntnisse dieser Tage, dass man keinen Kampf der Kulturen wolle. Denn natürlich kann das niemand wollen, der Demokrat und bei klarem Verstande ist. Das ist doch ganz selbstverständlich. Die Frage ist nur, ob das, was wir seit dem Anwachsen der fundamentalistischen Bewegungen im Islam und im Kern seit dem Sturz des Schah-Regimes 1979 beobachten, nicht längst Züge eines solchen globalen Kulturkampfs angenommen hat.

In einer kommunikativ immer mehr vernetzten Welt treffen die kulturellen Symbole der westlich-demokratischen Gesellschaften auf politisch-kulturell völlig anders gepolte islamische Welten, in denen ein Gemisch aus sozialen und politischen Problemen, Unterlegenheits- und Kränkungsgefühlen und andersartiger religiöser und politischer Tradition relativ leicht zu emotional und politisch ausbeutbaren Massenentladungen werden können, die ebenso leicht die Grenzen der Steuerbarkeit durch autoritäre Staatsführungen überschreiten.

Und nicht nur das: Versatzstücke des dort grassierenden politisch-religiösen Gedankenguts dringen über die muslimische Masseneinwanderung ins Innere der westlich-demokratischen Gesellschaften, was das Problem verschärft, zumal die freiheilich-permissive Verfasstheit unserer Gesellschaften darauf in keiner Weise eingerichtet ist und deshalb zwischen Ignoranz, blauäugig-multikultureller Hypertoleranz und hilflosen Leitkulturdebatten hin- und herschwankt.

Was wird passieren, wenn wir wirklich mal ein Problem haben?

Das ist das Problem, mit dem wir es verschärft in den nächsten Jahren zu tun haben werden. Da wir bei aller andauernden Suche nach den aufgeklärteren, moderneren Varianten des Islam nicht davon ausgehen können, dass sich an der politischen Ausbeutbarkeit religiöser Empfindungen und nationaler und kultureller Zurücksetzungsgefühle auf Sicht Gravierendes ändern wird und die wohlfeile Formel von der "Demokratisierung der islamischen Gesellschaften" so schnell kaum Realität werden wird, stellt sich die Frage, wie die westliche Kultur und politische Öffentlichkeit damit umgeht.

Die von der kulturellen Lust am Tabubruch in den letzten Jahrzehnten arg geplagten christlichen Kirchen mögen dabei insgeheim hoffen, dass die muslimischen Empfindlichkeiten dieser Tage am Ende auch ihnen mehr Schutz vor den Verunglimpfungen in der säkularisierten Welt bringen mag. Dies freilich wäre höchst kurzsichtig gedacht. Denn im Kern geht es doch um viel mehr als die durchaus berechtigte Frage, ob nicht im Namen von Presse- und Kunstfreiheit mitunter Grenzen überschritten werden, die nicht überschritten werden sollten.

Mir jedenfalls ist höchst unwohl, wenn ich an die Konsequenzen denke, die die Entladungen der letzten Tage längerfristig haben werden. Wenn die Veröffentlichung solcher Karikaturen einen solchen Bildersturm und eine so uneinheitliche Reaktion des Westens hervorrufen können, was wird dann künftig sein mit harten Kritikern des Islam? Werden wir mit ihnen umgehen wie manche demokratische Linke mit Solschenizyn in der Entspannungsära der frühen siebziger Jahre? Werden wir zuerst fragen, ob ihre Kritik denn wirklich immer so "kompromisslos" ausfallen muss? Oder werden wir zuerst ihr demokratisches Recht verteidigen? Ich verstehe gut, was manche verantwortliche Politiker dieser Tage bewegt. Scharfmacherei darf nicht sein. Aber auch nicht zu viel Verständnis, wo fundamentale Freiheitsrechte unserer Kultur in Frage gestellt werden.

ZUR PERSON
Hubert Kleinert, 51, ist Professor für Politikwissenschaften an der Fachhochschule für Verwaltung des Landes Hessen in Wiesbaden. In den achtziger Jahren zählte er zu den ersten Bundestagsabgeordneten der Grünen und war Landesvorsitzender in Hessen. Er galt als Vertrauter Joschka Fischers und als Vordenker des rot- grünen Projekts.

http://www.spiegel.de/politik/debatte/0 ... 70,00.html

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waldgeister
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Beitrag von waldgeister » 08.02.2006 13:01

Original geschrieben von Nonplus Ultra
Aber es kann im Ernst in unserer demokratischen Kultur keine Frage sein, dass nicht Dänen den Islam angegriffen haben, nicht einmal eine dänische Zeitung, sondern umgekehrt Muslime tragende Grundlagen der europäischen Zivilisation attackieren. Das ist der Kern des Problems und wer das verständnisvoll durcheinander bringt oder gleichsetzt, liegt schief. Und deshalb gibt es bei allem notwendigen Bemühen um Besonnenheit und Abbau von Spannungen auch Formen des Verständnisses für muslimische Empörung, die falsch und unangebracht sind und letztlich auch niemandem weiterhelfen.


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[b][i] per aspera ad astra[/b][/i]

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Beitrag von d.. » 08.02.2006 14:34

Original geschrieben von Pumba
Gibt es einen Gott?


ich glaube ich habe die frage falsch beantwortet. ich versuchs nochmals:

hast du nach gott gesucht?

die frage musst du weder hier, noch mir, noch sonst jemandem beantworten, sondern nur dir.

ich möchte noch das buch von jörg zink (freier schriftsteller und evangelischer theologe), "tief ist der brunnen der vergangenheit -eine reise durch die ursprungsländer der bibel" empfehlen.

(der buchtitel ist im übrigen ein zitat von thomas mann)

es hilft die vorgänge im nahen osten, der ursprung der biblischen völker bzw. von europa, die historischen zusammenhänge zu verstehen und gleichzeitig auch etwas über sich selbst und über den ursprung des menschen zu erfahren.

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SektorGrün
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Beitrag von SektorGrün » 08.02.2006 15:06

Original geschrieben von d..
ich glaube ich habe die frage falsch beantwortet. ich versuchs nochmals:

hast du nach gott gesucht?

die frage musst du weder hier, noch mir, noch sonst jemandem beantworten, sondern nur dir.

ich möchte noch das buch von jörg zink (freier schriftsteller und evangelischer theologe), "tief ist der brunnen der vergangenheit -eine reise durch die ursprungsländer der bibel" empfehlen.

(der buchtitel ist im übrigen ein zitat von thomas mann)

es hilft die vorgänge im nahen osten, der ursprung der biblischen völker bzw. von europa, die historischen zusammenhänge zu verstehen und gleichzeitig auch etwas über sich selbst und über den ursprung des menschen zu erfahren.


amen. :o
... Deutschland im Herbst ...


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Beitrag von d.. » 08.02.2006 17:31

mein letzter beitrag; danach halt ich meine schnauze, und es darf wieder ungestört weiter über den islam, dänemark und die schweizer flagge diskutiert werden. ;)


„was hat das mit uns zu tun?

„tief ist der brunnen der vergangenheit“, sagt thomas mann in seinem roman über josef und seine brüder. wir leben aus ihm. wir schöpfen unsere kräfte aus ihm, auch wenn wir ihm nie wirklich auf den grund sehen. was da aus der fernen vergangenheit der biblischen urgeschichte zu uns heraufkam, das hat unsere europäische gedankenwelt, unser empfinden und unsere weltsicht so nachhaltig bestimmt, dass ein gut teil jener frühen ereignisse am beginn unserer kultur unsere eigenen seelengeschichte ist.

was aber im laufe von jahrtausenden geschah, was da geschaut und gedacht wurde, gelangt auf zwei wege zu uns, einem oberirdischen gleichsam, und einem unterirdischen:

der oberirdische trägt die erfahrung der menschheit in form von bauwerken, kunstwerken, dichtungen, werkzeugen, bildern, dokumenten oder rituale aus der vergangenheit in die zukunft. stein, papyrus, gold oder bronze, elfenbein, keramik oder marmor sind die materialien, die uns in den stand setzen, greifbar und sichtbar mit der vergangenheit zu kommunizieren.
die breite überlieferung, die aus den anfängen der menschheitsgeschichte zu uns her und über uns hinaus strömt, prägt und formt uns und ist das element, in dem etwas wie kultur, etwas wie gemeinwesen, wie recht und sitte eines volks oder eine religion, kunst und sprache gedeihen.

aber die erfahrung, die die menschheit in den jahrtausenden ihrer wege über diese erde gewonnen hat, senkt sich auch in die seelen von einzelnen oder völkern ein. die bilder, in denen sie ihr dasein gedeutet hat, und die bilder, die ihr von aussen entgegentraten und ihr zum schicksal wurden, formten die gestalten und kräfte ihres gemeinsamen unbewussten, jene bilder, in denen sich gott ihr von den ersten anfängen menschlichen verstehens her zeigte: schlange und baum, berg und grotte, brunnen und wasser, stier und vogel, sturm und reiter, und die tiefenpsychologie hat entdeckt, dass zwischen den träumen heutiger menschen und den mythen und märchen der alten welt ähnlichkeiten bestehen, oder besser: dass beide demselben grund entstammen, den erinnerungen, die seit uralter vorzeit von der menschenseele bewahrt worden sind.

denn ein mensch ist ja, was er ist, nicht nur durch die kulturelle umwelt, die ihn prägt, sondern eher noch durch das unbewusste erbe, das ihm aus jahrtausenden menschheitlicher erfahrung eingestiftet worden ist und aus dem seine eigene schöpferische kraft rührt, seine träume, seine ängste, seine hoffnungen. wer die bilder prüft, in denen wir träumen, begegnet selbst bei zeitgenossen, die dem religiösen denken gänzlich entfremdet sind, immer wieder auch den uralten überlieferungen, die ihn leiten und bestimmen, ohne dass er davon zu wissen braucht.

in jahrtausenden wurden die bildmuster in uns eingewebt, die wir heute bewusst zu sehen gelernt haben, und ebenso lange formten sich die überlieferungen zu den komplizierten gedankenbildern, in denen wir zu beschreiben suchen, was wir meinen, wenn wir „gott“ sagen. nach wie vor wirken aus unserem eigenen unbewussten die mythischen bilder vergangener jahrtausende auf unsere gedanken und entscheidungen ein. nach wie vor träumen wir bilder, die aus den erfahrungen von zehntausend jahren menschheitsgeschichte in uns erwachen, und finden auf diesen wegen zu uns selbst.

aus was für einem land kamen aber die menschen der bibel? das zu bedenken ist deshalb wichtig, weil schon die menschen, die das alte testament schrieben, bewusst und unbewusst von dem erbe geprägt waren, das sie aus jahrtausenden empfangen hatten, aus dem land, das abraham verliess, und das wir heute noch auf der suche nach den spuren der alten völker durchwandern können. was also haben sie von dort mitgenommen?“

(ist ein abschnitt, der mit solch einer offenen frage aufhört, nicht wunderbar? ;) )
Zuletzt geändert von d.. am 25.06.2006 20:12, insgesamt 1-mal geändert.

Nonplus Ultra

Beitrag von Nonplus Ultra » 08.02.2006 22:50

Falls jemand sein Sackgeld etwas aufbessern möchte: ;)

Mohammed-Karikaturen

Die Morddrohung kommt aus Mekka

Von Robert von Lucius, Kopenhagen

08. Februar 2006 Seit einigen Wochen lebt er unter Todesdrohungen und unter Polizeischutz. Eine der zwölf Mohammed-Karikaturen, die zur größten Krise Dänemarks seit dem Zweiten Weltkrieg und zu Gewalttaten in der muslimischen Welt führten, hat er gezeichnet.

Die Polizei und der Dänische Journalistenverband haben ihm und den anderen elf nahegelegt, nicht über die Zeichnungen zu sprechen. Der Zeichner - seinen Namen oder Wohnort nennen wir wegen seiner persönlichen Gefährdung nicht - sagt dieser Zeitung, es sei alles aus der Spur gelaufen, und dies sei eine „sehr dumme Situation”. Inzwischen gehe es nicht mehr um Religion, sondern um Politik. Sein „ganz kleines” Land könne gegen den „Wahnsinn”, der aus den kleinen Bildern erwachsen sei, nicht ankämpfen.

„Wir sind ja naiv”

Er und seine Mitzeichner hätten niemanden verletzen wollen, aber „wir Dänen sind ja naiv und wissen wenig von der großen Welt und vom Islam”, so wie auch diese wenig von Dänemark wisse. Als Karikaturist habe er wie mehrere der anderen Zeichner früher auch die christliche Religion und ihre Symbole karikiert. Politische Karikaturen hätten eine alte Tradition in seinem Land; wenn man dort lebe, müsse man auch damit rechnen. Keiner von ihnen aber habe mit solchen Folgen gerechnet. Diese seien auch durch Lügen der Imame geschürt worden, die im Nahen Osten mehrere Bilder gezeigt hatten, die keiner von ihnen gezeichnet hatte - nach Zeitungsberichten offenbar auch eine Abbildung von Mohammed mit den Antlitz eines Schweins.

Seit dem 11. September 2001 sei, so der Karikaturist, die ganze Welt aus den Fugen geraten. Und so kontrolliert die Polizei sein Haus zweimal täglich, ob alles in Ordnung sei, und er stehe elektronisch in direkter Verbindung mit ihr. Er lobt wie auch andere Zeichner die Professionalität und Fürsorge der Polizei.

Kopfgeld auf die Zeichner?

Eine der Todesdrohungen, die „direkt aus Mekka” gekommen sei, habe die Namen aller zwölf Zeichner aufgeführt und jenen des bei der „Jyllands-Posten” verantwortlichen Kulturredakteurs, der just von einer anderen dänischen Zeitung für sein Eintreten für die Pressefreiheit ausgezeichnet wurde. Eine andere Todesdrohung kam von einer pakistanischen Jugendorganisation, weitere islamistische Gruppen erwägen offenbar, ein Kopfgeld auf die Zeichner auszusetzen. Der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen wie auch die sozialdemokratische Oppositionsführerin sagten, solche Drohungen stellten einen völlig inakzeptablen Angriff auf die Demokratie dar.

Kritik erfuhr die „Jyllands-Posten” indes von einem anderen Zeichner, der mitteilte, er habe im April 2003 der Zeitung Karikaturen von Jesus angeboten. Sie habe den Druck abgelehnt mit der Bemerkung, sie seien zu umstritten. Die Ablehnung beruhe darauf, so dieser Zeichner, daß die Zeitung Gefühle ihrer christlichen Leser höher bewerte als die der Muslime. Die Zeitung sagt nun, sie habe die Entwürfe damals aus Qualitätsgründen abgelehnt.

Die Reaktionen unterschätzt

Auf der ersten Seite hat die „Jyllands-Posten” an diesem Mittwoch (siehe Bild) die Forderung des ehemaligen dänischen Außenministers Uffe Ellemann-Jensen abgedruckt, daß der Chefredakteur des Blattes, Carsten Juste, zurücktreten müsse. Juste habe schließlich selbst eingestanden, daß er die Reaktionen auf die Karikaturen unterschätzt habe. „Wenn man einen solchen fatalen Fehler zugibt, der bereits etliche Menschenleben gekostet hat, ist man seiner Aufgabe nicht gewachsen”, meint Ellemann-Jensen. Der Chefredakteur Juste hat die Rücktrittsforderung abgelehnt.

Das Interesse an der Webseite der „Jyllands-Posten” ist innerhalb einer Woche gleichsam explodiert. Die elektronischen Abrufe der Seite „jp.dk” haben sich innerhalb weniger Tage nahezu verdoppelt. Auch die Internet-Aufrufe der liberalen Tageszeitung „Politiken” - die mit der „Jyllands-Posten” in einem Verlagsverbund steht - stiegen innerhalb von sieben Tagen um mehr als ein Drittel. Die zuvor wenig beachtete Webseite der JP stieg von Rang dreizehn auf den zweiten Platz. Dänische Internetmedien berichten historische Höchststände auf ihren Webseiten: Die Dänen seien „neuheitssüchtig” geworden. Vor zwei Wochen noch hatten 320.000 Nutzer die Seiten der „Jyllands-Posten” aufgerufen, derzeit sind es 1,3 Millionen einzelne Besucher (gezählt ohne Mehrfachabrufe vom gleichen Computer), darunter etwa die Hälfte aus dem Ausland.

„Wahnwitziges Interesse”

Auf besonderes Interesse stieß die Seite, auf der die Zeitung sich auf Englisch und auf Arabisch dafür entschuldigt, religiöse Gefühle von Muslimen verletzt zu haben. Auch auf einigen internationalen Websuchseiten steht die Sucheingabe „Jyllands-Posten” an erster und „muslim cartoon” an zweiter Stelle. Ein Internetredakteur der „Jyllands-Posten” sprach von einem „wahnwitzigen Interesse”, das aber auch wieder abflauen werde.

Dänische Zeitungen wollen indes einen französischen Automechaniker und Hobbykomiker als Urheber der vermeinlichen Abbildung Mohammeds mit Schweinsnase ausfindig gemacht haben. Er, schreibt das „Ekstra Bladet”, habe sich im letzten Sommer kostümiert mit aufgesetzter Nase und Ohren bei einer Jux-Meisterschaft im Schweinequieken in Trie-sur-Baise ablichten lassen. Das entsprechende Bild eines Agenturfotografen sei in leicht verfremdeter Form wieder aufgetaucht, weil es von dänischen Imamen bei ihrer Ortest-Reise gegen die „Jyllands-Posten” durch arabische Länder neben den zwölf Karikaturen der Zeitung als Beispiel für beleidigende Darstellungen des Propheten vorgelegt worden sei. Der Kopenhagener Imam Ahmed Akkari sagte dazu, das Bild sei dänischen Muslimen in höhnischer Absicht anonym als Mohammed-Darstellung zugeschickt worden.

Hundert Euro Honorar

Einige der zwölf Zeichner der „Jyllands-Posten” bedauern derweil, daß ihre Zeichnungen inzwischen „tausendfach” im Fernsehen gezeigt und in Zeitungen nachgedruckt worden seien, ohne daß sie um Zustimmung gebeten worden waren; das nehme Druck weg von der „Jyllands-Posten”, erhöhe aber die Gefährdung für sie. Sie hätten die Bilder ausschließlich für ihren Auftraggeber gezeichnet. Meist seien die Nachdrucke von Internetseiten kopiert worden. Der Dänische Journalistenverband glaube, daß der Nachdruck rechtlich nicht mehr zu verbieten sei, da das öffentliche Interesse mittlerweile das Urheberrecht verdränge.

Die Zeichner, die jeweils nur hundert Euro für ihr Bild erhielten, haben Anfang Januar einen Hilfsfonds gestiftet, der ihre Honorare von den etwa achtzig Zeitungen, mehr als zweihundert Fernsehsendern und vielen Internetzeitungen eintreiben soll, die die Karikaturen nachgedruckt haben. Der Fonds soll einen Preis für Meinungsfreiheit verleihen - eher an einen Ausländer, etwa „einen Muslim aus Beirut”, als an einen Dänen - und Zeichner „in aller Welt” unterstützen; da bisher indes „neun von zehn” Zeitungen eine Bezahlung ablehnten, dürfte der Ertrag nicht hoch ausfallen. Niemand habe sie richtig verstanden, sagen die Zeichner - ihnen sei es nicht um Muslime und den Islam gegangen, sondern um die Selbstzensur dänischer Zeichner, Autoren und Journalisten. Gegen diese hätten sie angehen wollen.

http://www.faz.net/s/Rub9DDF988597D94E1 ... ntent.html

Nonplus Ultra

Beitrag von Nonplus Ultra » 08.02.2006 23:07

Und hier noch ein kurzer :D Beitrag aus der morgen erscheinenden Weltwoche. Trifft den Nagel meines Erachtens ziemlich genau auf den Kopf bzw. entspricht in den groben Zügen dem, wie ich Europas Zukunft sehe. Salaam.


Abendland unter

Von Hanspeter Born

Nach den Karikaturen kamen die Bücklinge, im Zusammenprall mit dem Islam werden zentrale Werte der Aufklärung geopfert. Wie schwach ist Europa eigentlich? Überalterung, Kindermangel und fehlendes Selbstbewusstsein – der alte Kontinent zeigt alle Symptome einer untergehenden Kultur.

Wenn wir im Stau stecken, uns durch das Gewühl im Warenhaus ringen, im Fernsehen die von Kindern wimmelnden Elendsquartiere der Drittweltmetropolen sehen, haben wir den Eindruck, dass die «Bevölkerungsbombe», die Paul Ehrlich in seinem Bestseller von 1968 prophezeite, losgegangen ist. Hartnäckig hält sich das Gefühl, dass der Globus hoffnungslos übervölkert ist und dass das Zuviel an Menschen die Erde ruiniert. Wir machen uns Sorgen über Folgen der Übervölkerung, Hunger, eine drohende Klimakatastrophe, den Ansturm von Migranten, das Schwinden der Rohstoffe. Gemäss statistischen Berechnungen wird die Weltbevölkerung, die heute 6,5 Milliarden beträgt, im Jahr 2045 die 9-Milliarden-Grenze überschreiten.

Was uns in der Schweiz und in Europa im Jahr 2006 jedoch zu denken geben sollte, ist nicht die Zu-, sondern die Abnahme der Bevölkerung und die tektonischen Verschiebungen in der Bevölkerungsstruktur der Welt. Weil der in Europa seit drei Jahrzehnten registrierte ständige Geburtenrückgang sich bloss in den Entbindungskliniken praktisch auswirkt und im Alltag nicht gespürt wird, halten wir die bevorstehende unaufhaltsame Schrumpfung der Bevölkerung für kein dringliches Problem – eher gar für einen Segen. Die Zukunft wird uns eines Besseren belehren.

Der englische Historiker Arnold Toynbee hat geschrieben, dass oberflächliche, Schlagzeilen machende Dinge unsere Aufmerksamkeit von den «langsameren, ungreifbaren, unwägbaren Bewegungen, die unter der Oberfläche arbeiten und in die Tiefen vordringen», ablenken. Doch es sind diese «tieferen, langsameren Bewegungen», die Geschichte machen, während die «sensationellen, vorübergehenden Ereignisse» in Vergessenheit geraten.

Zu alt zum Überleben

Vor hundert Jahren lebte ein Viertel der Weltbevölkerung in Europa, 1950 betrug der europäische Anteil noch 21,7%, heute ist er bei 11,5%, 2050 wird er noch bei 7% sein. Während die europäische Bevölkerung sich verringert, steigt diejenige der islamischen Länder. Innert fünf Generationen (von 1900 bis 2000) hat sich die Zahl der Muslime auf der Welt von 150 Millionen auf 1200 Millionen verachtfacht. Die Muslime vermehrten sich im letzten Jahrhundert doppelt so schnell wie der Rest der Welt.

Inzwischen erlebt Europa insgesamt, Süd- und Osteuropa speziell, einen dramatischen Bevölkerungsschwund. In Italien, in unserer Vorstellung immer noch das kinderreiche Land, in dem die Bambini verhätschelt werden, sind heute bloss noch 13,9% der Gesamtbevölkerung Kinder (unter 15), während die Alten (über 65-Jährigen) bereits 19,4% ausmachen. Im Vergleich: In Algerien gibt es 29% Kinder, 4,7% Alte, in Äthiopien 43,9% Kinder, 2,7% Alte; in Gaza gar 48,5% Kinder und nur 2,6% Alte. (Schweiz: 16,6% unter 15, 15,4% über 65).

Italien ist heute das «älteste» Land Europas. Letztes Jahr sind mehr Italiener gestorben als auf die Welt gekommen. Nur die Einwanderung von geschätzten 118000 hielt die Bevölkerungszahl stabil. In den sechziger Jahren brachten italienische Frauen jährlich eine Million Kinder zur Welt, seit den neunziger Jahren sind es noch eine halbe Million jährlich. Dies bedeutet, dass schon in zehn Jahren die Zahl der potenziellen Mütter auf die Hälfte zurückgegangen sein wird. Der Bevölkerungsrückgang wird sich beschleunigen. Bis 2050 rechnet man mit einer Schrumpfung der Gesamteinwohnerzahl Italiens von heute 58,1 Millionen auf 52,2 – sogar wenn die Einwanderung anhält und die Fertilität oder Gesamtfruchtbarkeitsrate von heute 1,28 Kindern pro Frau wieder, wie heute im «fruchtbaren» Skandinavien oder in Frankreich, auf 1,7 oder 1,9 steigt. Um die Bevölkerungszahl (ohne Einwanderung) stabil zu halten, braucht es eine Fertilität von 2,1, die heute in Europa nirgends erreicht wird.

Schon nach dem 1. Weltkrieg mit seinen Millionen von Toten warnten Forscher und Politiker vor einer bevorstehenden Entvölkerung und ihren möglichen Folgen für die westliche Zivilisation. Für den Geschichtsphilosophen Oswald Spengler waren Hochkulturen «wie die Blumen auf dem Felde». Sie blühten auf, reiften und welkten. Das «Abendland» hatte gemäss Spengler seinen Zenit überschritten und ging unentrinnbar dem «Untergang» entgegen.

Der apokalyptische Schwarzseher täuschte sich. Nach einem durch Stalins und Hitlers Völkermorde und den 2. Weltkrieg verursachten Bevölkerungsrückgang setzte ein unerwarteter Baby-Boom ein, der bis in die frühen sechziger Jahre anhielt. Es waren nun die Probleme der Übervölkerung und der Umweltzerstörung, die Öffentlichkeit und Politiker alarmierten. Niemand störte es, als die Gesamtfruchtbarkeitsraten in den europäischen Ländern unter das Ersatzniveau von 2,1 sanken – im Gegenteil. Keiner Regierung fiel es ein, wie dies in den dreissiger Jahren die italienischen und deutschen Diktaturen ebenso wie die französischen und schwedischen Demokratien taten, aktiv «Natalismus» oder Geburtenförderungspolitik zu betreiben. Staatliche Propaganda, die Frauen zum Gebären auffordert, gilt als anrüchig. Es erinnert an den rassistischen Fortpflanzungsfimmel der Nazis. Selbst eine aktive Familienpolitik, die Betreuungsmöglichkeiten schafft und das Kinderkriegen steuerlich begünstigt, hatte in den meisten europäischen Staaten noch bis vor kurzem einen niedrigen Stellenwert.

Der Preis des Wohlstands

In der Vergangenheit verursachten Hungersnot, Epidemien, Kriege oder andere vorübergehende Katastrophen einen Rückgang der Bevölkerung. Heute sind es die sichersten und wohlhabendsten Länder, deren Einwohnerzahl schrumpft und in denen Kinder rar sind. Modernität ist der Hauptgrund für sinkende Geburtenraten. In unseren Gesellschaften haben die am besten ausgebildeten und materiell erfolgreichsten Mitglieder die wenigsten Kinder.

Wenn ein Evolutionsbiologe beim Studium einer anderen Gattung feststellen würde, dass diejenigen Männchen und Weibchen, die bei der Nahrungssuche am erfolgreichsten sind, hohe Unfruchtbarkeitsraten aufweisen, müsste er daraus schliessen, dass diese Gattung im Begriff ist auszusterben oder vor einer dramatischen Mutation steht. Sind die menschlichen Populationen in Europa eine glückliche Ausnahme?

Ein demographisches Vakuum wird aufgefüllt. Einzig Einwanderung kann verhüten, dass die Abwärtsspirale in der europäischen Bevölkerungsentwicklung sich immer schneller dreht. Die EU braucht jährlich 1,6 Millionen Einwanderer, um die im arbeitsfähigen Alter stehende Bevölkerung auf gleichem Niveau zu halten. Um 2050 wird in Italien und Spanien das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Pensionierten 1:1 sein. Im europäischen Durchschnitt (zu dem die Schweiz gehört) werden vier Erwerbstätige für drei Pensionierte aufkommen müssen.

Im südlichen «Hinterland» Europas, dem Gürtel von Pakistan bis Marokko, wo die Bevölkerung vorläufig immer noch stark zunimmt, steht ein riesiges Reservoir von in ihren Ländern überschüssigen, beschäftigungslosen jungen Menschen bereit, die darauf brennen, die Bevölkerungslücken in Europa zu schliessen. Fast alle sind Muslime. Bereits heute leben in der EU schätzungsweise 20 Millionen oder 5% Muslime. Hält der Trend an, werden es 2020 schon 10% sein. 7% aller letztes Jahr in Europa geborenen Kinder sind muslimisch, in einer Stadt wie Brüssel sind es gar 57%. Schätzungsweise ein Viertel aller französischen Schüler sind schon heute Muslime. Der Historiker und Islamforscher Bernard Lewis fasst die Entwicklung so zusammen: «Europa wird Teil des arabischen Westens sein, des Maghrebs. Dafür sprechen Migration und Demographie. Europäer heiraten spät und haben keine oder nur wenige Kinder. Aber es gibt die starke Immigration: Türken in Deutschland, Araber in Frankreich und Pakistaner in England. Diese heiraten früh und haben viele Kinder. Nach den aktuellen Trends wird Europa spätestens Ende des 21. Jahrhunderts muslimische Mehrheiten in der Bevölkerung haben.»
Zuletzt geändert von Nonplus Ultra am 08.02.2006 23:14, insgesamt 1-mal geändert.

Nonplus Ultra

Beitrag von Nonplus Ultra » 08.02.2006 23:09

(Fortsetzung)

Secondos träumen vom Kalifat

Diese Entwicklung wird die europäische, «abendländische» Kultur verändern. Steffen Kröhnert vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung gibt ein Beispiel: «Schauen Sie sich eine Region wie das Ruhrgebiet an. Dort werden schon 2010 etwa 50 Prozent der unter 30-Jährigen einen Immigrationshintergrund haben, weil die Deutschen kaum Kinder kriegen und aus den Städten weggezogen sind und die, die zurückbleiben, viele Kinder kriegen. Natürlich sind das Migranten. Wenn man davon ausgeht, dass jüngere Menschen unter 30, 35 viel aktiver in die Gesellschaft wirken als Ältere und Rentner, kann man sich vorstellen, dass dies die öffentliche Kultur verändert, weil diese 50 Prozent Ansprüche stellen, ihre Kultur in dem Land zu verankern.»

Während die grosse Mehrheit der Einwanderer damit zufrieden ist, ein Auskommen zu finden, Familien zu gründen und im Gastland heimisch zu werden, haben junge, von einer islamistischen Ideologie beseelte Hitzköpfe der zweiten Generation oft ehrgeizigere Ziele. Diese von radikalen Imamen oder Websites indoktrinierten, aus Westasien oder Nordafrika stammenden Secondos träumen von der Wiedererrichtung des Kalifats, von der Vereinigung aller Muslime unter einer Flagge. Deren Extremismus ist nicht bloss eine Reaktion ausgegrenzter Unterschichtler. Unter den Neoislamisten finden sich viele erfolgreich integrierte Söhne und Töchter von Emigranten, wie der niederländische Informatikstudent Mohammed Bouyeri, Kind mausarmer analphabetischer Einwanderer aus Marokko und Mörder des Künstlers Theo van Gogh.

Letzten Monat berichtete die Washington Post über Hizb ut-Tahrir, eine in 40 Ländern aktive Ablegerorganisation der Muslimbruderschaft, deren erklärtes Ziel die Islamisierung der Welt ist. Der Artikel beschreibt, wie 800 junge, gutgekleidete Dänen, meist muslimische Secondos, an einem Sonntagmorgen sich vier Stunden lang Vorträge anhörten, in denen man ihnen erklärte, wie die islamische Welt durch westliche Ideen wie Nationalismus und Demokratie verdorben wurde. Grausliche Bilder getöteter irakischer Kinder wurden an die Wand projiziert, und Fadi Adbullatif, ein dänischer Sprecher von Hizb ut-Tahrir, rief aus: «Niemand kann bezweifeln, dass der sogenannte Krieg gegen den Terrorismus ein Krieg gegen den Islam ist. Der islamische Staat ist der einzige Schutz, der einzige Schild für Muslime.» Am Ende der Veranstaltung, die mit einem machtvollen Chor «Allahu akbar!» endete, blickte der im Libanon geborene Muziz Abdullah in den bis auf den letzten Platz besetzten Saal und sagte dem Reporter: «Vor zehn Jahren war es völlig unrealistisch, zu denken, dass es je ein Kalifat geben würde. Heute glauben die Leute, dass es in wenigen Jahren geschehen kann.»

Wenn nicht das Kalifat angestrebt wird, dann mindestens die Ausdehnung der islamischen Scharia. Laut einer Meinungsumfrage von 2004 wünschen 60% der britischen Muslime (1,6 Millionen), unter dem religiösen Gesetz der Scharia und nicht dem althergebrachten englischen Recht (Common Law) zu leben.

In allen Städten und Gegenden Europas leben junge Muslime, die im Islam einen neuen Lebenssinn entdeckt haben, die an den Dschihad, den heiligen Krieg, glauben und bereit sind, für ihre Sache zu töten und zu sterben. Der radikale Islam, sagt Bernard Lewis, habe eine grosse Anziehungskraft auf junge Menschen, da er ihnen Überzeugungen und Gewissheiten vermittle, ihnen die Erfüllung einer Mission gebe.

Mehr noch als die Anschläge von Madrid und London ist die Ermordung des Filmemachers Theo van Gogh in Amsterdam ein Vorbote dessen, was auf uns zukommen könnte. Die vorsätzliche Tötung oder bereits schon die Einschüchterung von im Rampenlicht stehenden Personen, die sich der Ausbreitung des Islams in Europa widersetzen oder einfach die Gefühle der Muslime verletzt haben, ist eine wirkungsvolle Taktik zur Aufweichung des Bürgersinns der einheimischen Bevölkerungen. Im Falle Theo van Gogh schoben wohlmeinende Zeitgenossen und wohlgesinnte Medienleute dem provozierenden Filmemacher die Schuld für die eigene Ermordung zu. Er hätte eben die Muslime nicht beleidigen dürfen. Wie in Frischs Theaterstück neigen Biedermänner dazu, sich einnistende Brandstifter gewähren zu lassen.

Kampfbegriff «Islamophobie»

Eine andere, subtilere Taktik der Islamisten besteht darin, Kritiker ihres Tuns, Redens und Denkens des Rassismus und der Islamophobie zu bezichtigen. Sie stellen sich selber als Opfer westlicher kolonialistischer Denkweise dar und erzeugen dabei bei der einheimischen Bevölkerung Schuldgefühle, die den Widerstandswillen ebenfalls schwächen. Der gegenwärtig lodernde Propagandakrieg um die dänischen Mohammed-Karikaturen zeigt, wie eine gutorganisierte Kampagne – diplomatische Initiativen, Demonstrationen, Lügen, Morddrohungen, Verbrennung von Fahnen, Boykotte, Angriffe auf Botschaften – europäische Regierungen und Bevölkerungen in die Defensive drängen kann.

Nach den Bombenanschlägen in London vom 7. Juli letzten Jahres beeilten sich nicht nur muslimische Notabeln, sondern auch britische Politiker, vor einem «backlash» gegen die muslimische Bevölkerung zu warnen. Für viele war weniger die Ermordung braver, ihrer Arbeit nachgehender Leute tadelnswert als die daraus möglicherweise resultierende, hypothetische «Islamophobie». Wie der kanadische Kommentator Mark Steyn sarkastisch bemerkte: «Die alte Definition einer Nanosekunde war die Zeitspanne zwischen dem Wechseln der Verkehrsampeln in New York auf Grün und dem ersten Hupen eines Wagens hinter dir. Die neue Definition ist die Zeitspanne zwischen einem Terrorbombenanschlag und dem Pressecommuniqué einer vor einem ‹backlash› gegen die Muslime warnenden islamistischen Lobby.»

Permanent schlechtes Gewissen

Angst, man könnte die Gefühle der Muslime verletzen, hat zu komischen Auswüchsen geführt. So wurden Beamte in der Sozialhilfeabteilung von Dudley in den britischen West Midlands dazu angehalten, alle Gegenstände, die Schweine darstellten, darunter Spielzeuge, Sparschweinchen, Porzellanfiguren, Kalender und eine mit den Kinderbuchfiguren Winnie the Pooh und Piglet illustrierte Papiernastuchschachtel, verschwinden zu lassen oder mindestens zuzudecken, um nicht muslimische Mitbürger vor den Kopf zu stossen.

Um die Sensibilität von Leuten zu schonen, die nichts dabei finden, wenn islamistische Websites Videos von der blutigen Enthauptung von Geiseln verbreiten, üben wir in Europa eine immer einschneidendere Selbstzensur. Als Kenan Malik, ein britischer Autor indischer Herkunft, von der Zeitung Independent eingeladen wurde, über den berühmten Freidenker des 18. Jahrhunderts Tom Paine zu schreiben, setzte er seinem Essay ein Zitat aus Salman Rushdies «Satanischen Versen» voran. Damit wollte er zeigen, dass Paines Kampf gegen religiöse Popanze auch heute noch relevant ist. Das Zitat wurde von der Redaktion als «zu beleidigend für Muslime» herausgestrichen.

Noch bevor die dänische Zeitung Jyllands-Posten ihre Mohammed-Zeichnungen veröffentlichte, erklärte Ian Jack, Chefredaktor der angesehenen literarischen Zeitschrift Granta: «Es gibt kein staatliches Gesetz, das eine bildliche Darstellung des Propheten verbietet. Trotzdem erwarte ich nicht, ein solches Bild zu sehen. Auf der einen Seite steht das Recht des Individuums, ein solches Bild auszustellen oder zu veröffentlichen, auf der anderen Seite die masslose Beleidigung und der Schaden an Leben und Gut, die die Ausübung eines solchen Rechtes verursachen würde. In diesem Fall verstehen wir, dass der Preis zu hoch ist, obschon wir als Ungläubige die Kränkung nicht verstehen.» Die Dschihadisten unter Europas Muslimen haben bloss Verachtung für diese Leisetreterei. Sie sehen jedes Zurückweichen vor ihren Forderungen als Zeichen der Schwäche einer dekadenten, sturmreifen Zivilisation.

Wohlstand, Verweichlichung, Verfall und Auslöschung sind die Stufen des Abstiegs von Hochkulturen. «Ich habe den Triumph von Barbarei und Religion beschrieben» – mit diesen Worten fasste Edward Gibbon im 18. Jahrhundert sein monumentales Werk «The Decline and Fall of the Roman Empire» zusammen. Demographie und Überlebenswillen spielten bei dem von Gibbon beschriebenen Aufstieg des Christentums zur führenden Weltreligion die entscheidende Rolle. Der Soziologe Rodney Stark weist nach, dass im Römischen Reich die frühen Christen eine höhere Geburtenrate als die Heiden hatten, weniger Kindsmord praktizierten und weniger früh starben. Ihr demographischer Vorteil trug dazu bei, dass die marginale Jesus-Bewegung zur dominierenden kulturellen Macht des Westens wurde.

Im Bett mit der höheren Macht

Nie seit dem Fall des Römischen Reiches hat die Welt einen Fruchtbarkeitsrückgang wie den heutigen erlebt. In seinem Buch «The Empty Cradle» zeigt Philip Longman, dass ein zunehmend grösser werdender Anteil der Weltbevölkerung von Menschen produziert wird, die glauben, dass eine höhere Macht ihnen die Fortpflanzung befiehlt. Diese höhere Macht kann «Gott, der durch Abraham, Jesus oder Mohammed oder irgendeinen Heiligen der letzten Tage spricht, oder eine totalitäre Macht» sein.

Fundamentalisten jeder Art haben mehr Kinder. Wenn dieser Trend sich fortsetze, sagt Philip Longman, dann werde «die menschliche Kultur von ihrem gegenwärtigen marktorientierten, individualistischen, modernen Kurs weggetrieben und schrittweise eine von fundamentalistischen Werten dominierte marktfeindliche Kultur schaffen».

In den USA haben die Staaten im Bibelgürtel die höchsten Fruchtbarkeitsraten mit dem Spitzenwert im Mormonenstaat Utah. Im laizistischen, modernen Europa sind dagegen gläubige Muslime die einzige ins Gewicht fallende fundamentalistische Bevölkerungsgruppe, die sich rasch fortpflanzt. Ihr kultureller und politischer Einfluss wird unweigerlich wachsen.
Zuletzt geändert von Nonplus Ultra am 08.02.2006 23:30, insgesamt 1-mal geändert.

Nonplus Ultra

Beitrag von Nonplus Ultra » 08.02.2006 23:10

Dies um so mehr, als Europa nicht nur einer demographischen Krise mit unabsehbaren Folgen entgegengeht, sondern auch in einer geistigen Krise steckt. Der amerikanische Denker David Hart glaubt, Europa leide an «metaphysischer Langweile» – an «Langeweile am Mysterium, an der Passion und dem Abenteuer des Lebens». Ein Europa ohne spirituelle Visionen und Ziele langweilt sich zu Tode. Schon 1976 sah Raymond Aron die Zeichen an der Wand. In «Plaidoyer pour l’Europe décadente» gab er der Befürchtung Ausdruck, dass Westeuropa sein Selbstvertrauen, seinen Siegeswillen, «die Fähigkeit zu kollektiver Handlung und historische Vitalität» verliere – überhaupt das, was Machiavelli «virtu» nennt. «Die Zivilisation egozentrischen Geniessens», schrieb er, «verurteilt sich selber zum Tode, wenn sie das Interesse an der Zukunft verliert.» Was Aron nicht ahnen konnte, war, dass ein wiedererwachter Islam bereitstehen würde, das Erbe einer Selbstmord begehenden humanistischen europäischen Zivilisation anzutreten.


Der amerikanische Theologe George Weigel meint, dass die radikalisierten Muslime des 21. Jahrhunderts, welche die militärischen Niederlagen ihrer Glaubensbrüder bei Poitiers 732, Lepanto 1571 und Wien 1683 sowie deren Vertreibung aus Spanien 1492 bloss als temporäre Rückschläge anschauen, nicht zu Unrecht hofften, die Stunde des Endsiegs sei nahe. Wenn ein Europa, das sich selber kulturell entwaffnet hat, zu «Eurabia», einem blossen Zusatz der arabisch-islamischen Welt, werde, sagt Weigel, dann entbehre dies nicht der Ironie: «Das Drama des atheistischen Humanismus, der Europa von seiner Seele entleert, würde im Triumph eines gänzlich unhumanistischen Theismus enden. Europas gegenwärtige Krise zivilisatorischer Moral würde ihren bitteren Abschluss erreichen, wenn die Notre-Dame-Kathedrale zu einer Hagia Sophia an der Seine, eine andere grosse christliche Kirche zu einem islamischen Museum wird.»

So weit wird es kaum kommen. Aber die demographischen Verschiebungen der nächsten zwei oder drei Jahrzehnte werden zu gefährlichen Konflikten, zu Bürgerkriegswirren und zu Verschiebungen in den internationalen Machtverhältnissen führen. Wie Steffen Kröhnert und der Bremer Völkermordforscher Gunnar Heinsohn aufzeigen, besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Bevölkerungsstrukturen und gewaltsamen Konflikten. Gesellschaften mit einem sogenannten «youth bulge», das heisst mit einem grossen Anteil von jungen Männern im Alter von 15 bis 30, die keine angemessenen Positionen finden können, werden entweder die eigenen Länder destabilisieren, oder sie bilden für ihre Umgebung eine aggressive Gefahr. Bei überzähligen jungen Männern, schreibt Heinsohn, sei es «so gut wie immer zu blutigen Expansionen sowie zur Schaffung und Zerstörung von Reichen» gekommen und es spreche wenig dafür, «dass diese Sprengkraft gerade bei der grössten Sohneswelle der Geschichte ausbleiben könnte».

«Entschuldigt euch nicht!»

Dieser muslimischen «Sohneswelle» an der Südgrenze Europas wird eine alternde Gesellschaft in Spanien, Italien und Griechenland gegenüberstehen. Zwar sind die europäischen Gesellschaften nicht die einzigen, die an Überalterung leiden. Japans Bevölkerungszahl wird im nächsten halben Jahrhundert um einen Drittel sinken. Die erwartete Einbusse ist vergleichbar mit dem durch Pestepidemien verursachten Bevölkerungseinbruch im Europa des «schrecklichen» 14. Jahrhunderts. Selbst China wird sich bald mit den Problemen der Vergreisung herumschlagen müssen. Aber das Bevölkerungsgefälle zu den benachbarten Kontinenten Afrika und Asien macht Europas Lage besonders kritisch. Die internationalen Machtverhältnisse werden sich verschieben.

Steffen Kröhnert kann sich vorstellen, dass die Länder mit stark wachsenden und jugendlichen Bevölkerungen – und dies sind die muslimischen Länder von Pakistan bis Marokko – «natürlich immer mehr Ansprüche stellen werden – Ansprüche auf Zugang zu Ressourcen und zu internationalen Machtpositionen – und dass diese alternden Gesellschaften dann Zugeständnisse werden machen müssen. Man kann nicht mit einem grossen Drohpotenzial auftreten, wenn man eine stark alternde Bevölkerung hat.» Wenn das Potenzial, überhaupt Streitkräfte zu stellen, nicht mehr da ist, wie können sich die politischen Eliten in Europa terroristischen oder künftigen militärischen Drohungen von Ländern mit grossem Jugendanteil entgegenstellen? In den kommenden 15 Jahren werden – gemäss Heinsohn – in den Entwicklungsländern etwa 720 Millionen Jungen ins kampffähige Alter kommen, von denen «mindestens 300 Millionen – zweite bis vierte Söhne – in die Territorien der entwickelten Welt drängen». Diesen 300 Millionen entschlossenen, harten, wagemutigen jungen Männern werden 100 Millionen zu Frieden und Gewaltlosigkeit erzogene Gleichaltrige in der entwickelten Welt gegenüberstehen. Die Hereindrängenden haben nichts zu verlieren, die Einheimischen ihren Wohlstand und Komfort.

Der Streit um die Mohammed-Karikaturen zeigt, welchen Druck islamistische Gruppen und islamische Staaten schon heute ausüben können. Gefährdet ist die grosse Leistung der Aufklärung: die Gedanken- und Redefreiheit. Voltaire und seinen Mitstreitern gelang es, die Macht der Kirche über das Denken der Menschen zu brechen. Jetzt fordern muslimische Vordenker eine Beschränkung der Redefreiheit. Ein zentraler Wert des aufgeklärten Europas steht auf dem Spiel. In einem diese Woche im Spiegel online erschienenen Essay sagt der in pakistanischen Koranschulen erzogene, heute im Westen lebende Schriftsteller Ibn Warraq klar, worum es geht: «Ohne das Recht der freien Meinungsäusserung kann eine Demokratie nicht lange überleben – ohne die Freiheit zu diskutieren, unterschiedlicher Meinung zu sein, sogar zu beschimpfen und zu beleidigen. Es ist eine Freiheit, der die islamische Welt so bitter entbehrt, und ohne die der Islam unangefochten verharren wird in seiner dogmatischen, fanatischen, mittelalterlichen Burg; verknöchert, totalitär und intolerant. Ohne fundamentale Freiheit wird der Islam weiterhin das Denken, Menschenrechte, Individualität, Originalität und Wahrheit ersticken. Solange wir keine Solidarität mit den dänischen Karikaturisten zeigen, unverhohlene, laute und öffentliche Solidarität, so lange werden diejenigen Kräfte die Oberhand gewinnen, die versuchen, dem freien Westen eine totalitäre Ideologie aufzuzwingen – die Islamisierung Europas hätte dann in Raten begonnen. Entschuldigt euch also nicht!»

Die Machtverschiebung zugunsten muslimischer Gesellschaften und der wachsende Anteil junger, von ihrer Religion überzeugter Muslime in den europäischen Ländern sollten eigentlich vor allem die politische Linke aus dem Busch klopfen. Ihre Ziele und Ideale laufen am ehesten Gefahr, unter die Räder islamistischer Intoleranz zu kommen. Der konservative Kommentator Mark Steyn formulierte dies so: «Wieso denn, wenn eure grossen Anliegen Feminismus, Abtreibung und Schwulenrechte sind, seid ihr euch so sicher, dass der Kult der Toleranz überlebt, wenn der grösste demographische Anteil in eurer Gesellschaft frisch-fröhlich intolerant ist?»

Kopftuch für alle?

Schon heute werden in niederländischen Stadtvierteln mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit Juden, Homosexuelle und «unzüchtig» gekleidete Frauen von jungen Muslimen bedroht. Werden sich unter zunehmendem islamischem Druck unsere Sitten weiter verändern? Werden Buchhandlungen islamkritische Werke weiterhin verkaufen dürfen? Wird man den Alkoholausschank beschränken? Werden sich unsere Frauen dezenter kleiden müssen? Wird es sich eine französische Regierung noch erlauben können, muslimischen Schülerinnen das Tragen des Kopftuchs zu verbieten? Wird es unser Fernsehen wagen, Islamkritiker in den «Zischtigsclub» und die «Arena» einzuladen?

Weil die zu erwartenden gewaltigen und vermutlich leider auch gewaltsamen Auswirkungen des Bevölkerungsschwunds in Europa sich kaum schon in den nächsten Jahren bemerkbar machen werden, stecken wir – Politiker und Öffentlichkeit – den Kopf in den Sand. Während die Lunte zum Brand von Europa bereits glimmt, schwätzen wir über alles andere – wir ereifern uns über Feinstaub, Steuerwettbewerb, Pitbulls, die Privatisierung der Swisscom und weitere der von Toynbee beschriebenen «oberflächlichen, Schlagzeilen machenden Dinge». Arnold Toynbee hat auch gesagt, dass Zivilisationen nicht ermordet werden, sondern Selbstmord begehen. Europa ist auf dem besten Weg dazu.

Nonplus Ultra

Beitrag von Nonplus Ultra » 08.02.2006 23:11

Hier beginnt der aufgeklärte Sektor

Besteht die Hoffnung, dass die jahrtausendealte europäische Zivilisation ihren anscheinend vorprogrammierten Selbstmord abwenden kann? Ausgeschlossen ist es nicht. Drei Szenarien kann man sich vorstellen, die den Niedergang bremsen oder aufhalten könnten.

Erstens müsste ein geistiger Schub – vergleichbar etwa mit den grossen religiösen Erweckungsbewegungen, wie sie England und die USA im 19. Jahrhundert erlebten – durch Europa gehen, der eine höhere Geburtenrate begünstigen würde.

Zweitens müssten die europäischen Staaten durch eine die nichtmuslimischen Kulturkreise bevorzugende Einwanderungspolitik eine grössere kulturelle Diversifizierung erreichen.

Drittens müsste es den europäischen Gesellschaften durch sozialpolitische Massnahmen gelingen, die einwandernden Muslime von der Gültigkeit der aufgeklärten Moderne zu überzeugen und sie kulturell zu assimilieren. Dies würde der europäischen Kultur ihre Souveränität und den europäischen Staaten ihre Identität bewahren. Voraussetzung allerdings ist, dass Europa sein Selbstvertrauen und den Willen zur Selbstbehauptung wiedererlangt.

Statt an den Amerikanern herumzumäkeln, täten wir gut daran, von der immer noch erfolgreichen Schmelztiegelpolitik der USA zu lernen. Die USA mit einer Gesamtfruchtbarkeitsrate von 2,1 und einer ungebrochenen Einwanderung werden im Gegensatz zu Europa auch bis 2050 kontinuierlich wachsen. In europäischen Publikationen formulierte Prophezeiungen über den Niedergang der Supermacht USA sind reines Wunschdenken.

Über einen Niedergang der europäischen Zivilisationen könnten sich auch die Amerikaner nicht freuen. In einem «Brief an die Europäer» erinnert der amerikanische Historiker Victor Davis Hanson daran, dass Europa die Quelle der westlichen Tradition ist, wie dies am offensichtlichsten Kulturgüter wie die Akropolis, das Pantheon, die Uffizien oder der Vatikan zeigten: «Wir Amerikaner müssen gestehen, dass die ‹grossen Bücher› – wir selber haben bisher noch keinen Homer, Vergil, Dante, Shakespeare oder Locke hervorgebracht, von da Vinci, Mozart oder Newton gar nicht zu reden – und die ‹grossen Ideen› des Westens von der Demokratie zum Kapitalismus bis zu den Menschenrechten alle auf eurem Kontinent gewachsen sind.» Gerade deshalb, fährt Hanson fort, klammerten sich die Amerikaner an die Hoffnung, dass Europa «in der elften Stunde» aufwachen werde, sein Erbe wieder entdecke, um zusammen mit Amerika «die Idee des Westens gegen die neueste illiberale Geissel des islamischen Faschismus» zu verteidigen.

Hanson schliesst mit den Worten: «Die Geschichte verzeiht nicht. Niemand erhält einen Freibrief einzig aufgrund des Dunstes vergangener Glorie. Entweder wird eure Wirtschaft sich erneuern, eure Bevölkerung sich vervielfachen und eure Bürgerschaft sich verteidigen – oder eben nicht. Und wenn nicht, wird das Europa, das wir gekannt haben, sterben – zur grossen Freude der Islamisten und zur schrecklichen Trauer Amerikas.»



Bernard Lewis: Die Wut der arabischen Welt. Campus, 2003. 192 S., Fr. 34.90

Gunnar Heinsohn: Söhne und Weltmacht. Terror im Aufstieg und Fall der Nationen. Orell Füssli, 2003. 189 S., Fr. 39.80

Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. dtv, Reprint 1997. 1250 S., Fr. 35.50

Für diejenigen, die durchgehalten haben:
http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetI ... egoryID=82

:cool:

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