Aufhebung der Transportpflicht

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macau
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Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von macau » 11.10.2012 10:51

Aufhebung der Transportpflicht

Das Personenbeförderungsgesetz soll geändert werden

http://www.referendum-bwis.ch/aktuell10102012.shtml

Kurz vor den Sommerferien 2012 hat der Bundesrat eine Änderung des Personenbeförderungsgesetzes zur Aufhebung der Transportpflicht in Vernehmlassung geschickt. Bahn- und Busunternehmungen sollen davon befreit werden, Besucher von Sportveranstaltungen mit fahrplanmässigen Kursen transportieren zu müssen, selbst bei Vorhandensein eines gültigen Fahrausweises. Für die Benutzung von Extrazügen sollen rigorose Regeln, z. B. ein Verbot des Mitführens alkoholischer Getränke oder die Pflicht zu Kombi-Tickets oder gar Fan-Cards, erlaubt sein.

Der Gesetzesentwurf beruht auf Gerüchten, wonach die SBB jährlich Sachschäden in Millionenhöhe erleiden würden, insbesondere durch Fussballfans. Diese Vorwürfe wurden aber im Januar 2012 von der WOZ widerlegt, die Sachschäden sind verglichen mit der Anzahl transportierter Passagiere marginal.

Diese Gesetzesänderung will auch nicht die Verhinderung von Sachschäden bezwecken. Vielmehr sollen damit durch die Vorgabe der Halteorte von Extrazügen in erster Linie Fan-Märsche von grossen Bahnhöfen zu Stadien und durch die Pflicht von Kombi-Tickets die Bewegungsfreiheit potentieller Besucher von Sportveranstaltungen unterbunden werden. Durch die Pflicht einer Fan-Card ist auch jeder Mitfahrer identifizierbar. Alkoholverbote, Kombi-Tickets und Fan-Card sind aber fragwürdige Errungenschaften der «Policy gegen Gewalt im Sport», welche die Polizeidirektorenkonferenz im November 2009 der Öffentlichkeit präsentiert hat. Das geplante Gesetz hat also nichts mit Personentransport zu tun, vielmehr läuft es auf eine sicherheitspolizeiliche Massnahme zur Fernhaltung unerwünschter Personen an Sportveranstaltungen hinaus. Im polizeilichen Bereich hat der Bund aber keine Kompetenzen, weshalb diese Neuregelung, vergleichbar mit dem Hooligan-Gesetz, verfassungswidrig sein dürfte. Es ist absehbar, dass diese neue Regelung bald auf andere Personengruppen ausgeweitet wird, wenn sie beschlossen wird.

Bis heute lief ein Vernehmlassungsverfahren, bei dem sich interessierte Kreise zur geplanten Gesetzesänderung äussern konnten.

Der Verein Referendum BWIS hat eine Vernehmlassungsantwort eingereicht und kritisiert, dass der Bund keine Kompetenz habe, Fanmärsche zu verbieten und Kombi-Tickets vorzuschreiben. Ebenfalls bemängelt wurde, dass die Massnahmen nicht umsetzbar sind und dass auch keine Kostenersparnisse erzielt werden können.

Vernehmlassungsantwort: http://www.referendum-bwis.ch/Vernehmla ... zuege_.pdf

Die meisten bisher bekannten Stellungnahmen stimmen der Gesetzesänderung zu, allerdings ohne grosse Begründung. Ein paar verlangen noch zusätzlichen Schnickschnack, z. B. eine Datenbank für Personen, welche vom Transport ausgeschlossen werden sollen oder bereits wurden.

In den Vernehmlassungsantworten von AG und BL schimmern Auswärtsfahrten nach ZH durch. Der Aargau schreibt:

Die Vergangenheit zeigte zudem, dass unattraktive Extrafahrzeuge von erlebnisorientierten Fans boykottiert werden. Als Folge davon ist zum Beispiel der Autokorso auf der Autobahn A3 und den Hauptstrassen in Zürich vom Sonntag, 6. Mai 2012, zu erwähnen. Die Fans des FC Basel reisten durchwegs mit Privatfahrzeugen an und befuhren die Nationalstrasse mehrspurig mit 70–80 km/h. Beteiligt waren ca. 120 Personenwagen. Der Rückstau wies eine Länge von ca. 2,5 km auf. Die Behinderung des Individualverkehrs dauerte rund drei Stunden. Das Alarmaufgebot auf der Seite der Kantonspolizei Aargau umfasste rund 55 Mitarbeitende, die Stadtpolizei Zürich war ebenfalls mit vielen Ordnungskräften im Einsatz.

Baselland schreibt:

Die vorgeschlagenen Massnahmen vermögen allerdings nur auf den ersten Blick zu überzeugen. Bei genauerer Betrachtung werden sich die Sicherheitsprobleme für die Polizei durch diese Massnahmen verstärken und von den Austragungsorten der Sportveranstaltungen zusätzlich auf weitere Orte ausgedehnt. Die Aufhebung der Transportpflicht für die regulären Kurse und die Verpflichtung zur Fahrt in Extra- und Charterverkehrsmitteln bedingen, dass diese Massnahmen, wenn sie durch die Transportunternehmung angeordnet werden, auch durchgesetzt werden können. Nun zeigt sich aber schon heute, dass die Fans dazu tendieren, bei Erhöhung des Drucks und der Sicherheitsmassnahmen in den Extra- und Charterverkehrsmitteln auf den regulären Verkehr umzusteigen. Muss dann am Abfahrtsbahnhof und auch an weiteren Bahnhöfen repressiv dafür gesorgt werden, dass alle Fangruppierungen nicht in die Regelverkehrsmittel einsteigen, bindet dies nicht nur am Austragungsort, sondern neu auch in einem grösseren Gebiet um die Herkunft der Gastmannschaft herum jeweils zusätzliche grössere Polizeiaufgebote, die notfalls Fangruppierungen den Zugang zu Regelzügen verweigern können. Sollten auch noch Fangruppierungen aus fahrplanmässigen Zügen mit unmittelbarem Zwang herausgeholt werden müssen, werden diese polizeilichen Aufträge besonders personalintensiv und schwierig. Solche Einsätze hätten zwangsläufig negative Auswirkungen auf die regulären Passagiere. Natürlich handelt es sich bei diesen Einwänden um die extremen Szenarien. Stehen aber keine wirksamen verhältnismässigen polizeilichen Massnahmen zur Verfügung, um auch unter erschwerten Bedingungen für die Durchsetzung der vorgeschlagenen Regelung zu sorgen, erscheinen die zur Vernehmlassung unterbreiteten Vorschläge nach unserer Einschätzung zu wenig tauglich.

Auch wenn in der Antwort von BL weder der Flash-Mob noch der Sommerausflug explizit angesprochen werden, haben diese zwei Events sicher nachhaltige Eindrücke hinterlassen.

(Flash-Mob und Sommerausflug siehe http://grundrechte.ch/CMS/tl_files/2012 ... 012P18.GIF )

Es ist also amtlich: The bullinskies were not amused.,,

Es gibt auch wenige ablehnende Stellungnahmen, welche aber durchwegs gut begründet sind.
http://www.referendum-bwis.ch

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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von Charlie Harper » 11.10.2012 14:39

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/ ... g-20107383

Also ich habe leider noch kein Auto, was heisst das jetzt bei Heimspielen? Darf ich mit meinen Kollegen nicht mehr vom Süden des Kantons mit dem Zug an ein Heimspiel fahren? Müssen wir jetzt den Schal in die Unterhosen stopfen und dürfen unser Bier nicht mehr trinken da wir sonst riskieren raus geworfen zu werden?

Und bei einem Auswärtsspiel muss man sich jetzt jedesmal nach St.Gallen und Umgebung beamen und dort einsteigen?
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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von Scruffy » 11.10.2012 14:55

Wie siehts denn in der challenge league aus? Reist ja wohl kaum ein verein mit extrazug an

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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von poohteen » 11.10.2012 15:22

Charlie Harper hat geschrieben:http://www.20min.ch/schweiz/news/story/ ... g-20107383

Also ich habe leider noch kein Auto, was heisst das jetzt bei Heimspielen? Darf ich mit meinen Kollegen nicht mehr vom Süden des Kantons mit dem Zug an ein Heimspiel fahren? Müssen wir jetzt den Schal in die Unterhosen stopfen und dürfen unser Bier nicht mehr trinken da wir sonst riskieren raus geworfen zu werden?

Und bei einem Auswärtsspiel muss man sich jetzt jedesmal nach St.Gallen und Umgebung beamen und dort einsteigen?
Wird sich wohl einzig und alleine auf die Extrazüge beschränken, sprich, wenn es einen Extrazug gibt. Wie die das allerdings in der Praxis umsetzen wollen, ohne dass die anderen Passagiere verärgert werden, das will ich mal sehen. Wenn 50 Fans in einem regulären Zug mitfahren, dann braucht's einiges an Security, um diese Leute aus dem Zug zu bringen - und Verspätungen, und Lärm, und Ungemach, und und und... Ein Papiertiger für mich.
Wir Menschen wechseln heutzutage alles bis auf eines: die Weltanschauung, die Religion, die Ehefrau oder den Ehemann, die Partei, die Wahlstimme, die Freunde, die Feinde, das Haus, das Auto, die literarischen, filmischen oder gastronomischen Vorlieben, die Gewohnheiten, die Hobbys, unsere Arbeitszeiten, alles unterliegt einem zum Teil sogar mehrfachen Wandel, der sich in unserer schnelllebigen Zeit rasch vollzieht. Das einzige, wo wir anscheinend keine Veränderung zulassen, ist der Fussballverein, zu dem man von Kindesbeinen an hält.
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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von Charlie Harper » 11.10.2012 15:35

poohteen hat geschrieben:
Charlie Harper hat geschrieben:http://www.20min.ch/schweiz/news/story/ ... g-20107383

Also ich habe leider noch kein Auto, was heisst das jetzt bei Heimspielen? Darf ich mit meinen Kollegen nicht mehr vom Süden des Kantons mit dem Zug an ein Heimspiel fahren? Müssen wir jetzt den Schal in die Unterhosen stopfen und dürfen unser Bier nicht mehr trinken da wir sonst riskieren raus geworfen zu werden?

Und bei einem Auswärtsspiel muss man sich jetzt jedesmal nach St.Gallen und Umgebung beamen und dort einsteigen?
Wird sich wohl einzig und alleine auf die Extrazüge beschränken, sprich, wenn es einen Extrazug gibt. Wie die das allerdings in der Praxis umsetzen wollen, ohne dass die anderen Passagiere verärgert werden, das will ich mal sehen. Wenn 50 Fans in einem regulären Zug mitfahren, dann braucht's einiges an Security, um diese Leute aus dem Zug zu bringen - und Verspätungen, und Lärm, und Ungemach, und und und... Ein Papiertiger für mich.
Also wenn es sagen wir einen Extra Zug an ein Auswärtsspiel beim FCZ gibt muss künftig jeder FCSG-Fan den Extrazug benutzen. Bleibt die Frage was ist mit dem Fan aus Chur oder aus Rapperswil?
Wiedermal irgend eine neue Regelung die nicht umsetzbar ist von Leuten beschlossen die keine Ahnung und keinen Bezug zur Thematik haben.
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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von poohteen » 11.10.2012 15:44

Charlie Harper hat geschrieben:Also wenn es sagen wir einen Extra Zug an ein Auswärtsspiel beim FCZ gibt muss künftig jeder FCSG-Fan den Extrazug benutzen. Bleibt die Frage was ist mit dem Fan aus Chur oder aus Rapperswil?
Wiedermal irgend eine neue Regelung die nicht umsetzbar ist von Leuten beschlossen die keine Ahnung und keinen Bezug zur Thematik haben.
Nein, es wird auch in Zukunft möglich sein, einzeln oder in kleineren Gruppen nicht im Extrazug an Spiele zu reisen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass einige Probleme bekommen könnten, wenn sie laut sind und übermässig Bier konsumieren, so dass sie sich nicht mehr im Griff haben. Das wäre ein pragmatischer Ansatz, den ich sogar begrüssen würde. Ich fuhr schon in einigen Regelzügen mit, wo selbst der minimale Anstand zu Hause gelassen wurde. Inwiefern solche Leute schon früher des Zuges verwiesen werden konnten, das weiss ich nicht.

Nicht mehr akzeptiert werden dürfte wohl, wenn mehrere hundert Leute zusammen auf den Regelzug gehen, obwohl es einen Extrazug gibt. Aber eben, wie wollen die SBB in so einem Fall das umsetzen? Zug stürmen? Kollateralschäden bei anderen Passagieren sind da vorprogrammiert und dürfte mehr Ärger verursachen, als es die Fans im Zug tun.
Wir Menschen wechseln heutzutage alles bis auf eines: die Weltanschauung, die Religion, die Ehefrau oder den Ehemann, die Partei, die Wahlstimme, die Freunde, die Feinde, das Haus, das Auto, die literarischen, filmischen oder gastronomischen Vorlieben, die Gewohnheiten, die Hobbys, unsere Arbeitszeiten, alles unterliegt einem zum Teil sogar mehrfachen Wandel, der sich in unserer schnelllebigen Zeit rasch vollzieht. Das einzige, wo wir anscheinend keine Veränderung zulassen, ist der Fussballverein, zu dem man von Kindesbeinen an hält.
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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von gilardino » 11.10.2012 16:01

poohteen hat geschrieben:
Charlie Harper hat geschrieben:Also wenn es sagen wir einen Extra Zug an ein Auswärtsspiel beim FCZ gibt muss künftig jeder FCSG-Fan den Extrazug benutzen. Bleibt die Frage was ist mit dem Fan aus Chur oder aus Rapperswil?
Wiedermal irgend eine neue Regelung die nicht umsetzbar ist von Leuten beschlossen die keine Ahnung und keinen Bezug zur Thematik haben.
Nein, es wird auch in Zukunft möglich sein, einzeln oder in kleineren Gruppen nicht im Extrazug an Spiele zu reisen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass einige Probleme bekommen könnten, wenn sie laut sind und übermässig Bier konsumieren, so dass sie sich nicht mehr im Griff haben. Das wäre ein pragmatischer Ansatz, den ich sogar begrüssen würde. Ich fuhr schon in einigen Regelzügen mit, wo selbst der minimale Anstand zu Hause gelassen wurde. Inwiefern solche Leute schon früher des Zuges verwiesen werden konnten, das weiss ich nicht.

Nicht mehr akzeptiert werden dürfte wohl, wenn mehrere hundert Leute zusammen auf den Regelzug gehen, obwohl es einen Extrazug gibt. Aber eben, wie wollen die SBB in so einem Fall das umsetzen? Zug stürmen? Kollateralschäden bei anderen Passagieren sind da vorprogrammiert und dürfte mehr Ärger verursachen, als es die Fans im Zug tun.
Ich habe einfach Mühe, wenn ich mit einem gültigen Ticket eine Leistung nicht beanspruchen kann, die ich regulär bezahlt habe. Das geht für mich eindeutig zu weit in der Freiheitsbeschränkung, und das nur, weil man Fussballfan ist. Reist einmal am Wochenende mit einem Zug um 20-22 Uhr von Bern nach Zürich (oder umgekehrt), diese Züge sind voller mittelgrosser Gruppen, welche mitunter auch jeglichen Anstand zu Hause lassen und mit Geschrei und Gekeif und Alkoholkonsum auf sich aufmerksam machen. Oder reist mal an einem Street Parade - Samstag nach Zürich, ohne dass ihr selbst den Anlass besucht... Da fahren auch Extrazüge, und trotzdem reisen viele mit Regelzügen an. Das gleiche gilt für diverse Openairs und und und... ein Land, das sich selbst frei nennt, wie dies die Schweiz tut, muss mit solchen Sachen umgehen können!

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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von poohteen » 11.10.2012 16:53

gilardino hat geschrieben:Ich habe einfach Mühe, wenn ich mit einem gültigen Ticket eine Leistung nicht beanspruchen kann, die ich regulär bezahlt habe. Das geht für mich eindeutig zu weit in der Freiheitsbeschränkung, und das nur, weil man Fussballfan ist. Reist einmal am Wochenende mit einem Zug um 20-22 Uhr von Bern nach Zürich (oder umgekehrt), diese Züge sind voller mittelgrosser Gruppen, welche mitunter auch jeglichen Anstand zu Hause lassen und mit Geschrei und Gekeif und Alkoholkonsum auf sich aufmerksam machen. Oder reist mal an einem Street Parade - Samstag nach Zürich, ohne dass ihr selbst den Anlass besucht... Da fahren auch Extrazüge, und trotzdem reisen viele mit Regelzügen an. Das gleiche gilt für diverse Openairs und und und... ein Land, das sich selbst frei nennt, wie dies die Schweiz tut, muss mit solchen Sachen umgehen können!
Mit dem Kauf eines Tickets hast du in meinen Augen eben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Und dass die persönliche Freiheit dort aufhört, wo sie die Freiheit anderer beschneidet, das ist noch so eine andere Floskel, die aber gut zu dieser Thematik passt.

Wo ich mit dir uneingeschränkt übereinstimme, dass diese Beschränkung nicht nur für Fussballfans gelten soll. Mich nervt's genau so, wenn jemand die ganze Fahrt über in sein Handy brüllt, wenn so laut Musik gehört wird, dass ich nur die dumpfen Bässe höre oder sonst die Musik, die ich schlicht nicht hören will, oder wenn einer meint, er müsse seine Schuhe auf die Sitzbank legen und nicht mal eine Zeitung darunterlegen, oder sonst den Zug verdrecken.
Und nein, ich habe auch keine Lust, die Leute zu bitten aufzuhören zu telefonieren oder die Musik leiser zu stellen, oder ihnen sonst die minimalen Regeln des Anstandes und des Miteinanders im öffentlichen Raum zu erklären. Das sollte meines Erachtens selbstverständlich sein.
Aber wie gesagt, das ist nicht das Problem von Fussballfans, sondern ein allgemeines. Dass dann einigen dieser "freiheitsliebenden" Menschen halt mal der Transport verweigert wird, damit habe ich jedoch keine Probleme. Probleme hätrte ich nur, wenn diese Bestimmungen nur für Fussballfans gelten würde. Aber so wie ich das verstanden habe, ist das nicht der Fall, oder?
Gegen die von dir angesprochenen Gruppen müsste ebenfalls vorgegangen werden. Gegen schärfere Kontrollen hätte ich überhaupt nichts, denn das Sicherheitsgefühl im Zug hat doch merklich nachgelassen. Früher war ich überzeugter ÖV-Benutzer, mittlerweile weiche ich ihm aus, wenn ich kann. Schade eigentlich.
Wir Menschen wechseln heutzutage alles bis auf eines: die Weltanschauung, die Religion, die Ehefrau oder den Ehemann, die Partei, die Wahlstimme, die Freunde, die Feinde, das Haus, das Auto, die literarischen, filmischen oder gastronomischen Vorlieben, die Gewohnheiten, die Hobbys, unsere Arbeitszeiten, alles unterliegt einem zum Teil sogar mehrfachen Wandel, der sich in unserer schnelllebigen Zeit rasch vollzieht. Das einzige, wo wir anscheinend keine Veränderung zulassen, ist der Fussballverein, zu dem man von Kindesbeinen an hält.
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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von gilardino » 11.10.2012 17:11

poohteen hat geschrieben:
gilardino hat geschrieben:Ich habe einfach Mühe, wenn ich mit einem gültigen Ticket eine Leistung nicht beanspruchen kann, die ich regulär bezahlt habe. Das geht für mich eindeutig zu weit in der Freiheitsbeschränkung, und das nur, weil man Fussballfan ist. Reist einmal am Wochenende mit einem Zug um 20-22 Uhr von Bern nach Zürich (oder umgekehrt), diese Züge sind voller mittelgrosser Gruppen, welche mitunter auch jeglichen Anstand zu Hause lassen und mit Geschrei und Gekeif und Alkoholkonsum auf sich aufmerksam machen. Oder reist mal an einem Street Parade - Samstag nach Zürich, ohne dass ihr selbst den Anlass besucht... Da fahren auch Extrazüge, und trotzdem reisen viele mit Regelzügen an. Das gleiche gilt für diverse Openairs und und und... ein Land, das sich selbst frei nennt, wie dies die Schweiz tut, muss mit solchen Sachen umgehen können!
Mit dem Kauf eines Tickets hast du in meinen Augen eben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Und dass die persönliche Freiheit dort aufhört, wo sie die Freiheit anderer beschneidet, das ist noch so eine andere Floskel, die aber gut zu dieser Thematik passt.

Wo ich mit dir uneingeschränkt übereinstimme, dass diese Beschränkung nicht nur für Fussballfans gelten soll. Mich nervt's genau so, wenn jemand die ganze Fahrt über in sein Handy brüllt, wenn so laut Musik gehört wird, dass ich nur die dumpfen Bässe höre oder sonst die Musik, die ich schlicht nicht hören will, oder wenn einer meint, er müsse seine Schuhe auf die Sitzbank legen und nicht mal eine Zeitung darunterlegen, oder sonst den Zug verdrecken.
Und nein, ich habe auch keine Lust, die Leute zu bitten aufzuhören zu telefonieren oder die Musik leiser zu stellen, oder ihnen sonst die minimalen Regeln des Anstandes und des Miteinanders im öffentlichen Raum zu erklären. Das sollte meines Erachtens selbstverständlich sein.
Aber wie gesagt, das ist nicht das Problem von Fussballfans, sondern ein allgemeines. Dass dann einigen dieser "freiheitsliebenden" Menschen halt mal der Transport verweigert wird, damit habe ich jedoch keine Probleme. Probleme hätrte ich nur, wenn diese Bestimmungen nur für Fussballfans gelten würde. Aber so wie ich das verstanden habe, ist das nicht der Fall, oder?
Gegen die von dir angesprochenen Gruppen müsste ebenfalls vorgegangen werden. Gegen schärfere Kontrollen hätte ich überhaupt nichts, denn das Sicherheitsgefühl im Zug hat doch merklich nachgelassen. Früher war ich überzeugter ÖV-Benutzer, mittlerweile weiche ich ihm aus, wenn ich kann. Schade eigentlich.

"Bahn- und Busunternehmungen sollen davon befreit werden, Besucher von Sportveranstaltungen mit fahrplanmässigen Kursen transportieren zu müssen, selbst bei Vorhandensein eines gültigen Fahrausweises."

Dieser Satz tönt für mich ganz klar danach, dass es nur um Fussball- und gegebenenfalls noch um Eishockey-Fans geht. Ich habe einfach Mühe mit dieser Spezialgesetzgebung, die eine öffentliche Brandmarkung darstellt. Unter den Fussballfans gibt es mühsame Kandidaten, weil eine Fankurve ein Querschnitt durch die gesamte Gesellschaft ist - wie ein "Ausgangszug" am Samstag Abend von St. Gallen nach Zürich oder an die Street Parade, Open Airs o.ä. Solche Regelungen sollten entweder für das ganze Volk gelten oder für niemanden. Wenn einer in einer Gruppe mitfährt, aber keinerlei Blödsinn macht, darf ihm nach meinem Rechtsverständnis nicht einfach auch von der Transportpflicht ausgeschlossen werden, ansonsten liegt eine Kollektivstrafe vor. Mit dieser neuen Regelung will sich die SBB genau das Recht, Kollektivstrafen aussprechen zu dürfen, herausnehmen. Und dies ist nicht mit dem Grundgedanken eines Rechtsstaates vereinbar. Natürlich habe ich mit dem Kauf des Tickets auch Pflichten, dazu gehört aber nicht, im Wagen Polizei zu spielen. Und vor allem nicht, damit einverstanden zu sein, eine Spezialbehandlung zu bekommen, nur weil man Fussballfan ist. Mit dieser Unterscheidung habe ich wirklich grösste Mühe.

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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von Julio Grande » 11.10.2012 17:28

poohteen hat geschrieben: mittlerweile weiche ich ihm aus, wenn ich kann. Schade eigentlich.
Ich weiche ihm immer aus, ausser bei Extrazugfahrten.

Gründe: zu teuer, unzuverlässig, zu wenig flexibel.
Das Schlimmste, was einem im Leben passieren kann, ist, in seiner Jugend eine Wette zu gewinnen.

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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von poohteen » 11.10.2012 17:40

gilardino hat geschrieben:"Bahn- und Busunternehmungen sollen davon befreit werden, Besucher von Sportveranstaltungen mit fahrplanmässigen Kursen transportieren zu müssen, selbst bei Vorhandensein eines gültigen Fahrausweises."

Dieser Satz tönt für mich ganz klar danach, dass es nur um Fussball- und gegebenenfalls noch um Eishockey-Fans geht. Ich habe einfach Mühe mit dieser Spezialgesetzgebung, die eine öffentliche Brandmarkung darstellt. Unter den Fussballfans gibt es mühsame Kandidaten, weil eine Fankurve ein Querschnitt durch die gesamte Gesellschaft ist - wie ein "Ausgangszug" am Samstag Abend von St. Gallen nach Zürich oder an die Street Parade, Open Airs o.ä. Solche Regelungen sollten entweder für das ganze Volk gelten oder für niemanden. Wenn einer in einer Gruppe mitfährt, aber keinerlei Blödsinn macht, darf ihm nach meinem Rechtsverständnis nicht einfach auch von der Transportpflicht ausgeschlossen werden, ansonsten liegt eine Kollektivstrafe vor. Mit dieser neuen Regelung will sich die SBB genau das Recht, Kollektivstrafen aussprechen zu dürfen, herausnehmen. Und dies ist nicht mit dem Grundgedanken eines Rechtsstaates vereinbar. Natürlich habe ich mit dem Kauf des Tickets auch Pflichten, dazu gehört aber nicht, im Wagen Polizei zu spielen. Und vor allem nicht, damit einverstanden zu sein, eine Spezialbehandlung zu bekommen, nur weil man Fussballfan ist. Mit dieser Unterscheidung habe ich wirklich grösste Mühe.
Ja, tönt wirklich danach, als wäre dies nur auf Fussballfans ausgerichtet. Damit habe ich ebenfalls grosse Mühe. Aber ich bleib dennoch dabei, dass kleinere Gruppen, die sich angemessen verhalten, wohl kaum aus einem Zug geworfen werden.
Wir Menschen wechseln heutzutage alles bis auf eines: die Weltanschauung, die Religion, die Ehefrau oder den Ehemann, die Partei, die Wahlstimme, die Freunde, die Feinde, das Haus, das Auto, die literarischen, filmischen oder gastronomischen Vorlieben, die Gewohnheiten, die Hobbys, unsere Arbeitszeiten, alles unterliegt einem zum Teil sogar mehrfachen Wandel, der sich in unserer schnelllebigen Zeit rasch vollzieht. Das einzige, wo wir anscheinend keine Veränderung zulassen, ist der Fussballverein, zu dem man von Kindesbeinen an hält.
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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von Beat_Patriot » 11.10.2012 17:49

Wer gilt denn als Fussballfan und wer nicht? Werden da Bluttests vorgenommen? Was, wenn ein Fussballfan mal nicht an einen Match, sondern zur Arbeit fährt? Was, wenn ein betrunkener Partybesucher sich auffällig verhält? Muss er dann erst einen Klub-Schal anziehen, damit man ihm vom Zug verweisen darf?
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Re: Aufhebung der Transportpflicht

Beitrag von imhof » 13.10.2012 23:00

poohteen hat geschrieben:
...

Aber ich bleib dennoch dabei, dass kleinere Gruppen, die sich angemessen verhalten, wohl kaum aus einem Zug geworfen werden.
Das ist sowieso der springende Punkt... jene, welche sich an die minimalen Anstandsregeln der Gesellschaft halten (vor allem wenn sie sich innerhalb dieser Gesellschaft bewegen, was in einem fahrplanmässigen Zug der Normalfall ist), die müssen sich gar nicht die Frage stellen ob diese Regelung nun nur für Fussballfans gelten soll oder für alle.

Selbstverständlich fände ich es auch komplett daneben wenn diese Regelung tatsächlich explizit nur für Fussballfans gelten würde, denn dann müsste man sich hüten in einem Zug einen Fanschal zu tragen, denn selbst bei eigenem "normalem Verhalten" besteht wohl die Gefahr, dass man in einen Topf, bzw. dann aus dem Zug geschmissen wird, wenn sich ein Abteil nebenan welche nicht benehmen können.

Tragisch ist, dass man überhaupt solche Themen auf dem Tisch hat... einfach nur tragisch, früher hat das Zugfahren an Fussballspiele noch Spass gemacht...
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