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von kenner » 15.11.2008 02:00
So finanziert Constantin sein Puppentheater
Der Sion-Boss wechselt Trainer wie Unterhosen. Woher nimmt Christian Constantin das Geld, um seinen Klub wie die Augsburger Puppenkiste zu führen?
Als Martin Kull den Grund für den Anruf von BLICK
erfährt, sagt er: «Sie werden enttäuscht sein.» Kull ist CEO und Mitinhaber der Thurgauer «Hauser _Rutishauser Suter» («hrs»), einer der grössten Generalunternehmungen der Schweiz. Die «hrs» hat zum Beispiel die St. Galler -_Arena gebaut und macht die Berner PostFinance-Arena WM-tauglich.
«Nur gute Erfahrungen»
Wahrscheinlich ging Kull davon aus, wir würden erwarten, dass er den Architekten als «unberechenbar und durchgeknallt» charakterisiere. Nichts da! «Seit zehn Jahren _arbeite ich mit Constantin zusammen. Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht.»
CC führt ein Architekturbüro in Martigny, das laut Kull in der Westschweiz zu den besten, grössten und erfolgreichsten gehöre. «Sein Business betreibt er ganz bestimmt gewinnbringend», sagt Kull.
Und weil Constantin, der Promoter-Architekt und erfolgreiche Bodenspekulant, der sich seine Objekte selbst aussucht und nicht auf Kundenaufträge wartet, dies nun schon seit zwanzig Jahren tut, ist einiges zusammengekommen.
Millionen-Umsatz
Der Jahresumsatz seines Architekturbüros liegt zwischen 150 und 200 Millionen Franken. Zuletzt hat er den neuen Sitz der Versicherungsgesellschaft «Groupe Mutuel» gebaut – für 70 Millionen Franken. Das neue Stadion des FC Sion in Riddes hat er selbstverständlich selbst entworfen und wird es in Zusammenarbeit mit der «hrs» realisieren.
Bauvolumen inklusive Shopping-Center: 250 Millionen. Einkaufszentren und Luxuswohnungen sind die Spezialität des Mannes aus Martigny. Das sind
rentable Objekte. Privat versteuert CC 1,9 Millionen.
Sein Vermögen ist indes um ein Vielfaches höher.
Nur so kann er sich sein liebstes Hobby (ausser dem jährlichen Kauf des neusten Ferraris) leisten: einen Fussballklub wie ein russischer Oligarch zu führen.
Constantins Motto: «Am geeignetsten ist eine ungerade Anzahl Vorstandsmit_glieder. Und am besten liegt die Zahl unter drei…»
Muttergesellschaft des FC-Sion-Profibetriebs ist die «Olympique des Alpes SA». Eine AG mit einem _Aktienkapital von 700 000 Franken.
Constantin-Imperium
Alleinaktionär: Constantin. Einziger Verwaltungsrat: Constantin. Einziger Einzel-Zeichnungsberechtigter: Constantin. Mit General_direktor Dominique Massimo sitzt eine einzige Person neben ihm in der Geschäftsleitung.
So kann CC fuhrwerken, wie er will. Es ist sein Klub. Und es ist sein Geld, mit dem er das Budget von aktuell 15 Millionen Franken ausgleicht. «Seit meiner Rückkehr im Jahr 2003 habe ich sechs Millionen eingeschossen.
Diese Saison alleine werden es zwei sein», sagt CC. Zudem hat er 18 Millionen in die Infrastruktur investiert.
Also in den beheizbaren (!) Trainingsplatz, in den Umbau seines Hotels «Porte d´Octodure» ausgangs Martignys, wo er ein Nachwuchs_internat und ein medizinisches Zentrum eingerichtet hat, und in den Junioren-Campus in Riddes.
«Schiff ging fast vollends unter»
Dämon CC? Seine Art des Hire und Fire mag gewiss etwas progressiv sein. Und als er 1997 den Verein verliess, hinterliess er einen Schuldenberg von fast 14 Millionen. Nur ein Nachlassvertrag rettete den Klub vor dem Konkurs. Auch die Stadt Sion musste sich eine Million ans Bein streichen und klagte CC ein. Ein Prozess, den die Stadt verlor.
«Das Schiff ging dann fast vollends unter», erinnert sich
Stéphane Fournier, Sportredaktor des Walliser «Nouvelliste» und langjähriger Wegbegleiter von CC.
«Unter dem kamerunischen Bierbrauer Gilbert Kadji sank das Budget auf 2,2 Millionen Franken. Der grösste Teil der Werbebanden im Tourbillon war so leer wie die Ränge.» Der FC Sion wurde zwangsrelegiert.
Mit CCs Comeback hat sich das radikal geändert. Er selbst, Marketingchef Fredy Chassot, der derzeit Sportchef ist, und Massimo haben unermüdlich Geld gesammelt. Alleine diese Saison sind es 13,5 Millionen.
Lizenz zum Geldmachen
Ein Beispiel: Der jährliche Gala-Abend bringt 350 000 Franken Reingewinn. 2700 Personen finden sich zur «Choucroute Royale» ein, zu einem königlichen Sauerkraut-Schmaus. Und die Lizenz erhält Sion nun problemlos und in erster Instanz. Ein starkes Indiz.
Auch die vielen Trainer haben unter dem Strich weniger gekostet als man prima vista denkt: Teure leitende Angestellte hat sich CC nur wenige geleistet. So Alberto Bigon, der gleich zweimal Coach war und dann in Slowenien einen neuen Klub fand. So Gilbert Gress, mit dem er sich vor Gericht streitet, weil er ihm Arbeitsverweigerung vorwirft.
Und nun Uli Stielike, dessen Salär derzeit aber von der Krankenversicherung bezahlt wird. Und dessen Nachfolge CC im Moment bekanntlich keinen Rappen kostet