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von Manolo » 20.10.2005 07:36
blick.ch
ZÜRICH – Das Thun-Heer tobt – wegen Thurnheer! «Unter aller Sau» sei dessen Kommentatoren-Leistung beim Spiel Ajax – Thun gewesen. In der Tat: Beni Thurnheer (56) langweilte die Zuschauer. Und während seine Sehkraft abnimmt, häufen sich seine TV-Blackouts.
«Reden ist immerhin Silber» heisst eines von Thurnheers Büchern. In letzter Zeit redet der «Schnurri der Nation» aber vor allem Blech daher. Immer häufiger unterlaufen ihm Fehler (vgl. Kasten rechts). Signifikant auch: Der Unterhaltungswert seiner Kommentare sinkt. Der SF DRS-Star, der uns seit Mitte der 70erJahre so manches Sportereignis spannend geredet hat, beginnt die Zuschauer zu langweilen.
Die Thun-Fans hat Thurnheer am Dienstag sogar zum Schäumen gebracht. Emotionslos und fehlerreich kommentierte er das Champions-League-Spiel Ajax – Thun (2:0).
Auf der Homepage ihres Vereins schreiben sich die Thun-Anhänger ihre Wut von der Seele. «Das war ja unter aller Sau, was der kommentierte», kann man dort lesen. Oder: «Man konnte meinen, dass er Ajax-Fan sei.»
Mehrfach wird Thurnheer aufgefordert, in den Ruhestand zu treten: «Beni, lass dich pensionieren und geh Golf spielen!» Vernichtend auch die Kritik an seiner Samstagabend-Unterhaltungskiste: «Bei ‹Benissimo› flippt nicht mal mehr ein Altersheim aus...»
Mutet sich Beni zu viel zu?
In den letzten zwölf Tagen hat er die beiden Nati-Spiele sowie Ajax – Thun kommentiert und zwischendurch auch noch sein «Benissimo» präsentiert. Bei allen vier Anlässen schnitzerte er bös.
Heute ist Beni schon wieder im Einsatz: beim Uefa-Cup-Knüller GC – Middlesbrough (SF2, 21 Uhr). In diesem Jahr wird er auch noch die beiden Barrage-Spiele der Nati gegen die Türkei und Thuns weitere Champions-League-Spiele kommentieren. Zeit, sich seriös auf die Einsätze vorzubereiten, bleibt da kaum.
Martin Zinser, bei SF DRS verantwortlich für die Sport-Livesendungen: «Die Zahl von Benis Einsätzen ist nicht übermässig hoch.» Zur Kommentatoren-Leistung am Dienstagabend kann sich Zinser, der in den Ferien weilt, nicht äussern: «Ich habe die Tochter ins Bett gebracht und vom Match nur mit einem Ohr die zweite Halbzeit gehört.»
Auch SF DRS-Sportchef Urs Leutert hat das Spiel nicht gesehen. «Zu einzelnen Mitarbeitern», sagt er, «äussere ich mich ohnehin nicht.»
Sieht Beni überhaupt noch, was er kommentiert?
Thurnheer, der gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, muss eine Brille tragen. Zinser: «Beni sieht nicht mehr so gut.» Was dem Live-Chef auch noch aufgefallen ist: «Beni hat zunehmend Mühe, sich gleichzeitig auf den Rasen und auf die Monitore zu konzentrieren.»
Mit der Fehlerzahl von Thurnheer steigt auch der Unmut auf der SF DRS-Sportredaktion. Einer der jüngeren Kommentatoren zu BLICK: «Wir Jungen werden gebremst, während Beni Sonderrechte hat.»
Dazu Zinser: «Wir bauen mit Dani Kern im Hinblick auf die WM 2006 in Deutschland ja einen zusätzlichen Jungen auf.» Laut dem Live-Chef beschweren sich laufend Zuschauer über Thurnheer. Das sei aber normal, sagt Zinser: «Alle Kommentatoren und Moderatoren erhalten negative Reaktionen. Wer sich aufregt, ruft an; wem es gefallen hat, meldet sich nicht.»
Für Zinser ist klar: «Beni liegt punkto Qualität immer noch über dem Durchschnitt.»
FEHLER AM LAUFMETER
Thurnheers Fernseh-Auftritte in den letzten Wochen: trocken, langweilig und voller Fehler. Seine schlimmsten TV-Blackouts:
Beim Spiel Irland – Schweiz verpasste er die gelbe Karte gegen Raphaël Wicky.
Im gleichen Match hiess Schiedsrichter Merk plötzlich Merkel.
Drei Tage später behauptete er in «Benissimo» mehrmals, Liechtenstein gehöre zur EU. Und dass man im Ländle mit Schweizer Franken bezahlt, erstaunte ihn.
Vorgestern Dienstag spielte in Amsterdam laut Thurnheer Xamax und nicht Ajax gegen Thun.
Im gleichen Champions-League-Match verkündete er, Thun könne einen Eckball treten. In Wahrheit kam es zu einem Freistoss – in der Mitte der gegnerischen Platzhälfte.
Ebenfalls am Dienstagabend beklagte er in der 50. Minute, dass Thuns Verteidiger Gonçalves «den angestrebten Eckball» nicht herausgeholt hatte. Von wegen «angestrebter Eckball»: Gonçalves hatte im eigenen Strafraum eine heikle Situation geklärt.