Beitrag
von prieka » 27.07.2018 09:45
So macht es Freude.
Man kann das Spiel durchaus als ersten Charaktertest betrachten. Wenn es nach 5 Minuten 0:1 steht, man mit einem Mann weniger spielt, dann muss man Charakter zeigen. Die Rot war meiner Meinung nach etwas hart; vor allem da man erst Vorteil laufen liess und anschliessend noch die vollen Sanktionen aussprach, welche man sonst bei direktem Foulpfiff sprechen könnte.
Anschliessend war es etwas vogelwild - dies darf nicht überraschen. Während die SRF Kommentatoren sich wunderten, wieso die Norweger einfach durch das Mittelfeld spazieren, frage ich mich, wie das nicht sein sollte? Das zentrale Mittelfeld verlor einen Spieler, weil sich einer aus dem Mittelfeld in die Verteidigung verschob. Die Pause wurde dann genutzt das ganze Gefüge wieder etwas zu stabilisieren, der Abbau der Norweger - waren wohl etwas müder in den Zweikämpfen - trug das Übrige dazubei. Viele Spieler haben heute überzeugt. War ich anfangs noch etwas wehmütig aufgrund der Abwahl von Lopar, war ich an diesem Abend froh darum. Die Sicherheit bei den Bällen, vor allem auch zu Fuss hat mir einiges an Herzrasen erspart. Es gab eine Szene, wo Stojanovic einen relativ scharfen, hohen Pass in die Spitze direkt wieder nach vorne kickte, der Verteidiger den gleichartigen Ball anschliessend zum Einwurf für SG klären musste. Auch sonst hatte Stojanovic viele Möglichkeiten sich auszuzeichnen und diese nutzte er.
Ansonsten ist den vielen kritischen Stimmen hier drin entgegenzuhalten: Natürlich ist man hinten etwas anfälliger, dafür geht nach vorne die Post ab. Obwohl noch zu viele Fehlpässe und sinnlose Ballverluste passieren, hat man immer den Eindruck, dass es das nächste Mal dafür umso gefährlicher wird. Das aggressive Spiel nach vorne erinnert etwas an das Kloppsche Spiel bei Liverpool bzw. früher bei Dortmund. Auch bei Liverpool wurde anfänglich die defensive Anfälligkeit kritisiert und es mussten erst die richtigen Verteidiger verpflichtet werden. Ich denke gestern konnte man erkennen, dass wir mit Abstrichen, diese Verteidiger hätten (auch wenn noch in einem sehr dünnen Anzug). Wir wollten Angriffsfussball, jetzt haben wir Angriffsfussball. Und dass dies nur mit Abstrichen an anderen Orten möglich ist, sollte keine Überraschung darstellen. Am glücklichsten stimmt mich, dass Zeidler innert kurzer Zeit eine Handschrift erkennen lässt. Dies zeugt von Qualität und habe ich bei JZ oder GC sehnlichst vermisst. Noch braucht es Zeit und viele kleine Rädchen müssen noch gedreht werden, aber die Richtung stimmt.
Besonders hervorzuheben aus einem kämpferischen Kollektiv sind meiner Meinung nach Hefti (unglaubliche Leistungen, die wohl so bald in einer Marktwerktsexplosion enden könnten), Ashimeru (Zweikämpfe, Spiel ohne und mit Ball, Tempo, ...), Lüchinger (nach so langer Verletzungsabwesenheit ist er natürlich noch nicht am Leistungsmaximum angelangt) und Buess (kämpferisch 1A und mit einem Tor). Andere Spieler deuteten gute Ansätze an: Tafer (einsatzfreudig, mit bekannt guter Technik), Kutesa (brachte immer mal wieder Ruhe ins Spiel durch gute Ballkontrolle, verliess seine Position etwas zu häufig), Quintilla (spielte zwar auf einer fremden Position und hatte anfänglich Probleme mit der Antizipation eines Verteidigers, übernahm aber Verantwortung und wirkt unheimlich ruhig am Ball). Andere Spieler fielen etwas weniger auf, fielen aber auch nicht ab: Wittwer, Aratore, NBK (zu kurzer Einsatz), Cierro (anfänglich etwas verloren auf dem Feld, steigerte sich im zweiten Durchgang und wurde deutlich ballsicherer und Zweikampf stärker).
Ich freue mich auf das nächste Spiel!