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von TheWall23 » 27.08.2007 08:51
St. Gallen legt nach
Mit dem 1:0 gegen Sion sichern sich die Ostschweizer vor 9000 Zuschauern den zweiten Saisonsieg
Fussball. Francisco Aguirre erzielte für St. Gallen das erste Stürmertor der Saison und Stefano Razzetti wehrte einen Penalty ab. Trotzdem war es vor allem die Geschlossenheit des Teams, die beeindruckt hat.
Patricia Loher
Als sie nach der Pause den Platz betraten, versammelte Captain Stefano Razzetti seine Teamkollegen. So, wie schon zu Beginn der Partie, sollten im Kreis Solidarität und Leidenschaft erneut beschworen werden. St. Gallen führte zu jenem Zeitpunkt 1:0, Francisco Aguirre, der zuletzt aufgrund von Adduktorenproblemen ausgefallen war, hatte bereits in der 14. Minute getroffen. Es war ein verdienter Vorsprung für die St. Galler, die zu Beginn wie schon gegen Neuchâtel Xamax ein hohes Tempo gingen, die unermüdlich nachsetzten und sich bemerkenswert gut organisierten.
Der kritische Moment
Der FC Sion jedenfalls, immerhin als Tabellendritter und mit Neuzuzug Raphael Wicky als Captain in die Ostschweiz gereist, fand nie ein probates Mittel und hinterliess einen enttäuschend ideenlosen, matten Eindruck. «Wir haben das 0:5 gegen den FC Zürich noch nicht verarbeitet. Aber der FC St. Gallen strahlte sehr viel Selbstvertrauen aus», sagte Sions Trainer Alberto Bigon nach dem Spiel. Trotzdem und obwohl sie sich im Kreis beschworen hatten, gab es in der 68. Minute den einen kritischen Moment, der St. Gallens zweiten Saisonsieg gefährdete. Marc Zellweger hatte den Zwischenspurt von Sions Arnaud Bühler im Strafraum regelwidrig gestoppt und Alvaro Saborio wurde dafür bestimmt, den Penalty zu treten. Doch der Stürmer scheiterte am gut reagierenden Razzetti, der dafür vom grossen Teil der 9000 Zuschauer frenetisch gefeiert wurde. «Wer mit einem solch guten Mannschaftsgeist auftritt, wie wir es heute taten, hat es verdient, dass der Goalie einen Penalty hält», sagte Trainer Rolf Fringer hinterher.
Zwar konnte es bei hochsommerlichen Temperaturen nicht das Ziel der Ostschweizer sein, ihr Tempo durchzuziehen. Aber es war von Vorteil, dass der geglückte Auftakt nach einer Viertelstunde durch Aguirres Tor gekrönt wurde. Nach einem Einwurf von rechts hatte Adrian Fernandez einen Zweikampf für sich entschieden und zur Mitte geflankt. Aguirres Abschluss wurde vorerst vom Gegner geblockt, der Argentinier setzte aber nach und traf zum 1:0. Es war im siebten Spiel das erste Tor durch einen «gelernten» St. Galler Stürmer.
«An der Gurgel»
Die Ostschweizer kämpften beeindruckend geschlossen. Obwohl sie im Verlauf der Partie ihr Tempo drosselten, gingen sie den Gegner früh an. «Mit unserem Pressing packten wir Sion an der Gurgel», sagte Fringer. Seine Mannschaft arbeitete konsequent für die Defensive, was die Walliser in ihren Bemühungen, den Tritt zu finden, an den Rand der Verzweiflung trieb. So konnte sich Sion in der Vorwärtsbewegung praktisch nie entfalten und fand St. Gallen immer wieder viel Platz vor, den womöglich entscheidenden Angriff zu lancieren. Die Statistiker im Stadion hatten zur Pause auf der Videotafel 5:0 Torschüsse eingeblendet. Die Chancenauswertung war St. Gallens einziges grosses Problem – vor allem in der zweiten Halbzeit, als sich die Walliser gezwungen sahen, zu investieren, und die St. Galler deshalb mehr Raum vorfanden. Schon vor dem Penalty lenkte Sions Goalie Germano Vailati einen Freistoss Jürgen Gjasulas mit den Fingerspitzen über die Latte und hatte David Marazzi nur den Aussenpfosten getroffen. «In dieser Situation hätten wir halt einfach das 2:0 erzielen müssen», sagte Fringer. Weil man es nicht tat, geriet die Mannschaft zum Schluss noch ins Zittern. Trotzdem sei die Partie ein Zeichen gewesen, «dass wir wieder an uns glauben». Erneut wurde offensichtlich, dass Fernandez ein Gewinn ist, weil er antreibt und den Ball halten kann. Obwohl Fernandez «wühlte», Aguirre traf und Razzetti den Penalty parierte: Der zweite Saisonsieg des FC St. Gallen war vor allem ein Gemeinschaftswerk, bei dem keiner aus dem Rahmen fiel. Dafür erhoben sich die Zuschauer am Ende wieder von ihren Sitzen und die Spieler liessen sich feiern. Der Rückstand St. Gallens auf Platz drei beträgt noch vier Punkte.
St. Gallen – Sion 1:0 (1:0)
Aguirre Fernandez
(5) (5)
Marazzi Gelabert Gjasula Ciccone
(4,5) (5) (4,5) (4,5)
Fernando Garat Koubsky Zellweger
(4,5) (4,5) (4,5) (4)
Razzetti
(5,5)
Espenmoos – 9000 Zuschauer – Sr. Hofmann (Ö).
Tor: 14. Aguirre 1:0.
Einwechslungen St. Gallen: 56. Ural für Aguirre. 69. Luís Mário für Fernandez. 70. Muntwiler für Gelabert.
Sion: Vailati; Nwaneri, Wicky, Kali; Alioui, Beto (75. Adeshina), Paito (46. Obradovic); Reset (46. Zaki), Dominguez, Arnauld Bühler; Saborio.
Bemerkungen: St. Gallen ohne Alex, Haas und Callà (alle verletzt). Sion ohne M'Futi, João Pinto (beide verletzt), Chedli (gesperrt); Comeback von Wicky (neuer Captain). – 62. Marazzi trifft Aussenpfosten. – 68. Razzetti wehrt Foulpenalty von Saborio ab. – Verwarnungen: 23. Marazzi, 29. Gelabert, 42. Nwaneri, 45. Saborio, 45. Beto (alle Foul), 66. Kali (Reklamieren), 67. Zellweger, 94. Muntwiler (beide Foul).
(6) überragend (3,5) knapp genügend (5,5) sehr gut (3) ungenügend (5) gut (2,5) schwach (4,5) ansprechend (2) sehr schwach (4) genügend (1) miserabel